Nach Absturz in Spanien Bundeswehr setzt Testflüge des A400M aus
Ein militärisches Transportflugzeug vom Typ Airbus A400M ist in Spanien abgestürzt. Das Unglück ereignete sich am Samstag gegen 13 Uhr in der Nähe des Flughafens San Pablo nordöstlich von Sevilla. Von dort war die Maschine zu ihrem ersten Testflug gestartet. In Sevilla steht das Endmontagewerk für den A400M. Es war der erste Absturz eines Transporters dieses neuen Typs.
An Bord waren sechs Besatzungsmitglieder, teilte Airbus mit. Vier seien getötet, zwei mit schwersten Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden. Bei allen Opfern handele sich um spanische Airbus-Angestellte.
Auch die deutsche Luftwaffe testet derzeit einen A400M. Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE will die Luftwaffen-Führung alle Testflüge nun so lange aussetzen, bis es genaue Angaben zur Absturzursache in Spanien gibt. Der nächste Testflug war ursprünglich für Dienstag geplant.
"Flightradar24.com" veröffentlichte die Route des Unglücksflugzeugs.
Flugexperten sagten SPIEGEL ONLINE, anhand der Flugroute und der Luftbilder vom Absturzort spreche alles dafür, dass der Pilot wegen Problemen sofort nach dem Start zum Flughafen zurückkehren wollte. "Die Crew wusste wohl, dass sie nicht oben bleiben konnte, es muss ein schwerwiegendes Problem gegeben haben", so die erste Einschätzung eines Luftwaffen-Offiziers. Offenbar habe die Maschine dann eine Notlandung versucht, weil man die Landebahn nicht mehr erreichen konnte - möglicherweise wegen eines technischen Defekts.
Ein Airbus-Sprecher sagte SPIEGEL ONLINE, es handele sich um das Modell mit der Fertigungsnummer MSN 23, das für die türkische Luftwaffe vorgesehen war. Es sei auf seinem ersten Testflug gewesen und sollte im Juni ausgeliefert werden. Angaben zur Absturzursache machte das Unternehmen nicht. Ein Krisenstab wurde eingerichtet.
Rajoy wies an, den Flughafen von Sevilla zu schließen. "Wir fühlen mit den Familien der Opfer mit, drücken ihnen unser tiefstes Beileid aus und stehen ihnen zur Seite", sagte der spanische Regierungschef.
Der Airbus stürzte auf ein Feld etwa eineinhalb Kilometer nördlich des San-Pablo-Flughafens in der Provinz Andalusien. Die spanische Zeitung "El País" berichtet übereinstimmend mit dem spanischen Fernsehsender RTVE, die Maschine sei mit einer Hochspannungsleitung kollidiert, Reporter hätten bei der Unglückstelle umgestürzte Strommasten gesehen. Augenzeugen berichten von einer heftigen Explosion und verstreuten Flugzeugteilen auf dem Feld.

Sevilla: Militärflugzeug A400M abgestürzt
Die Feuerwehr von Sevilla meldete den Absturz auf dem Kurznachrichtendienst Twitter und veröffentlichte ein Foto von den Löscharbeiten. Auf ihm ist zu sehen, dass Trümmer des Flugzeugs auf einem Feld liegen.
"El País" zeigt ein per Twitter verbreitetes Video, das kurz nach dem Absturz aufgenommen wurde:
Regierungschef Rajoy redete auf einer Wahlkampfveranstaltung auf der kanarischen Insel Teneriffa, als er von dem Unglück erfuhr. "Ich muss Ihnen mitteilen, dass ein Airbus abgestürzt ist", sagte er und brach die Veranstaltung ab. Rajoy machte sich anschließend auf den Weg zur Unglücksstelle.
Der spanischen Flugaufsicht zufolge werden Flüge nach Sevilla derzeit nach Malaga und Jerez umgeleitet beziehungsweise gecancelt.
Der A400M ist das größte militärische Transportflugzeug mit Propellerantrieb der Welt. Airbus hat A400M bislang an fünf Staaten ausgeliefert: Großbritannien, Malaysia, Deutschland, Frankreich und die Türkei. Im Dezember lieferte das Unternehmen den A400M an die Bundeswehr aus. Sie hat insgesamt 53 Maschinen dieses Typs bestellt.
Der deutsche A400M ist auf dem Fliegerhorst Wunstorf in Niedersachsen stationiert. Dieses Jahr soll noch ein weiterer der Riesenflieger ausgeliefert werden. Weil die Bundeswehr aber noch erheblichen Nachbesserungsbedarf sieht, soll der Transporter frühestens in vier Jahren in den regulären Dienst genommen werden.
Der A400M zählt zu den Pannen-Projekten der Bundeswehr. Die Entwicklung der Militärmaschine hatte sich um Jahre verzögert. Außerdem ist das Flugzeug teurer geworden als zunächst geplant. Ein Sprecher der Luftwaffe sagte: "Wir werden uns die Ursache für diesen Absturz ganz genau anschauen und kein Risiko für unser Personal eingehen."

Airbus A400M bei einer Luftfahrtschau in England
Foto: Andy Rain/ dpa
Zusammengefasst: Ein Militär-Transportflugzeug vom Typ Airbus A400M ist bei einem Testflug nahe dem Flughafen von Sevilla abgestürzt. An Bord befanden sich sechs Angestellte des Airbus-Konzerns, vier von ihnen starben, zwei erlitten schwere Verletzungen. Das Flugzeug war für die türkische Luftwaffe vorgesehen. Hinweise deuten auf ein technisches Problem hin. Die Bundeswehr testet seit vergangenem Dezember einen A400m, sie hat nach dem Absturz alle Testflüge ausgesetzt.