Verdacht auf Steuerhinterziehung Plante Maskenmillionärin Tandler die Flucht in die Schweiz?

Lobbyistin Tandler auf dem Weg zum Masken-Untersuchungsausschuss im Bayerischen Landtag im Februar 2022
Foto: Peter Kneffel / dpaEine Wohnung im Schweizer Nobelort Davos soll einer der Gründe sein, die zur Festnahme der Maskenmillionärin Andrea Tandler geführt haben. Bei Steuerermittlungen gegen die Geschäftsfrau, die seit Dienstag in Untersuchungshaft sitzt, waren Fahnder auf ein Apartment in der Davoser Hertistraße gestoßen, das Schweizer Behörden der Familie Tandler zuordneten und das der Beschuldigten womöglich als Fluchtpunkt hätte dienen können. Auf die Spur der Wohnung waren die deutschen Ermittler durch eine Überweisung gekommen: Im Juli 2020 waren rund 15.000 Euro auf ein Konto bei der Graubündner Kantonalbank geflossen. Als Verwendungszweck waren der Begriff »Wohnung Tandler« und eine in der Schweiz gebräuchliche Abkürzung für Wohneigentum vermerkt.
Gegen Tandler, Tochter des Ex-CSU-Ministers Gerold Tandler, ermittelt die Staatsanwaltschaft München I seit mehr als einem Jahr. Es geht um Geschäfte im Jahr 2020, bei denen Tandler allein dem Bund Corona-Schutzausrüstung der Schweizer Firma Emix für rund 700 Millionen Euro vermittelt haben soll. Tandler und ihr ebenfalls verhafteter Partner Darius N. sollen dabei 48,3 Millionen Euro Provision kassiert haben. Dabei könnte Tandler Gewerbesteuern hinterzogen haben, weil sie erste Deals über ihre Münchner Werbefirma abgeschlossen, die Einnahmen aber auf eine frisch gegründete Firma im steuergünstigen Grünwald geleitet haben soll. Zudem hätte Darius N. für seinen Anteil womöglich Schenkungsteuer zahlen müssen. Die mutmaßlich hinterzogene Summe soll sich auf 10 bis 15 Millionen Euro belaufen; es drohen mehrere Jahre Haft. Aufgrund der hohen Straferwartung in Verbindung mit der Wohnung im Nicht-EU-Staat Schweiz sah die Justiz offenbar Fluchtgefahr gegeben. Tandler und N. haben stets jedes Fehlverhalten bestritten. Ihre Anwälte reagierten am Donnerstag nicht auf Anfragen.