Anwalt Bossi
Eltern des Amokläufers von Reichenhall sollen vor Gericht
Nach dem Amoklauf des 16-jährigen Martin Peyerl an Allerheiligen in Bad Reichenhall kommen nun dessen Eltern schwer unter Druck. Im Auftrag des Schauspielers Günter Lamprecht will der Münchner Anwalt Rolf Bossi die Eheleute vor Gericht bringen. Und ein Schmerzensgeld in "empfindlicher Höhe" erstreiten.
München - Die
Eltern des Todesschützen Martin Peyerl hätten sich "schwerer strafbarer Handlungen schuldig
gemacht", schrieb Bossi in einer Mitteilung. Der Lehrling hatte am 1. November vom Fenster der elterlichen
Wohnung aus mit Gewehren des Vaters drei Passanten erschossen und anschließend seine zwei Jahre
ältere Schwester sowie sich selbst umgebracht. Acht Personen waren
zum Teil lebensgefährlich verletzt worden.
In einer Mitteilung kündigte Bossi nun an, für seine beiden
Mandanten, den Schauspieler Lamprecht und dessen Lebensgefährtin Claudia Amm sowohl in strafrechtlicher als auch in zivilrechtlicher
Hinsicht "alle Möglichkeiten auszuschöpfen". Zum umfangreichen
Waffenlager des Vaters von Martin Peyerl meinte der Prominenten-
Anwalt, "es kann wohl nur ein Waffennarr oder -fanatiker sein, der
zwölf Gewehre und fünf Revolver bzw. Pistolen in Besitz hat". Den
Schützenkameraden von Rudolf Peyerl warf Bossi vor, "ein notorisches
Alkoholproblem" des früheren Bundeswehrsoldaten ignoriert zu haben.
Die Vereine hätten "ihre Pflichten nach dem Waffengesetz nicht
ordnungsgemäß erfüllt".
Schwere Schuld hat nach Ansicht Bossis zudem die Mutter des
Todesschützen auf sich geladen, weil sie zahlreiche Hitlerbilder,
Hakenkreuze, CDs mit rechtsradikalen Liedern und Gewaltvideos
in dessen Zimmer geduldet habe. "Vor diesem Hintergrund war diese
Schreckenstat nicht in allen Einzelheiten, aber in ihrer
grundsätzlichen Bedeutung vorauszusehen und durch pflichtgemäßes und
gesetzmäßiges Handeln zu verhindern", schrieb Bossi.
Der Anwalt will Schmerzensgeld- sowie Schadenersatzansprüche "in
empfindlicher Höhe" geltend machen. Möglicherweise liege bei seinen
Mandanten auch eine Beeinträchtigung der Berufsfähigkeit vor. Die Schauspielerin Claudia Amm hatte einen lebensbedrohlichen
Bauchschuss erlitten und lag tagelang im Koma. Der "Tatort"-Kommissar
war mit einem Armschuss davon gekommen.