Appell an Japans Regierung
Bobby Fischer will nach Island
Der in Japan inhaftierte Ex-Schachweltmeister Bobby Fischer hofft in seinem Kampf gegen eine drohende Auslieferung an die USA auf eine Ausreiseerlaubnis nach Island. Die Regierung der Insel hatte ihm die Aufnahme auch ohne Reisepass angeboten.
Tokio - Vertreter des "Komitees zur Freilassung Bobby Fischers" hatten schon zu Wochenbeginn in einem Brief an den japanischen Regierungschef Junichiro Koizumi appelliert, den ehemaligen Schachweltmeister ausreisen zu lassen. Fischers Inhaftierung sei international zu einer Peinlichkeit sowohl für Japan wie auch Amerika geworden, heißt es in dem Schreiben. Bei vielen Menschen sei der Eindruck entstanden, dass Japan als ein "Agent der Vereinigten Staaten" handle.
Die Regierung von Island hatte zuvor ihre Bereitschaft erklärt, Fischer auch ohne Reisepass als Bürger aufzunehmen. Das Kommitee hatte Koizumi in seinem Brief gebeten, "das Angebot von höchster Ebene der isländischen Regierung zu akzeptieren". Dadurch bekäme Fischer, "einer der berühmtesten Männer des vergangenen Jahrhunderts", die Möglichkeit, den Rest seines Lebens in Frieden und Freiheit zu leben. Eine Antwort habe man bisher noch nicht erhalten, erklärten die Unterstützer des prominenten Schachspielers.
Die USA hatten Ende vergangener Woche versucht, diplomatischen Druck auf die isländische Regierung auszuüben. Man habe eine Mitteilung der US-Regierung erhalten, in der die isländischen Behörden gebeten wurden, ihr Angebot an Fischer zurückzuziehen, bestätigte ein Sprecher des Außenministeriums. Island habe bisher nicht auf das Schreiben geantwortet, hieß es.
Fischer war Mitte Juli auf dem Flughafen Tokio festgenommen worden und befindet sich seither in einer Haftanstalt. Die amerikanischen und japanischen Behörden beschuldigen ihn, mit ungültigem US-Pass gereist zu sein. Die Vereinigten Staaten werfen dem einstigen Schachhelden des Kalten Krieges vor, er habe 1992 gegen Sanktionsregeln verstoßen. Fischer hatte damals im ehemaligen Jugoslawien trotz eines Embargos gegen das Regime von Slobodan Milosevic an einem Turnier gegen seinen alten Rivalen Boris Spasski teilgenommen. Im Falle einer Abschiebung drohen Fischer zehn Jahre Haft und eine Geldstrafe von 250.000 Dollar (187.000 Euro). Derzeit läuft vor einem japanischen Gericht Fischers Antrag auf Einstellung des Abschiebeverfahrens.
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.