Aquadom in Berlin Innensenatorin nennt Materialermüdung als mögliche Ursache für Aquariumsunglück

Ein explosionsähnlicher Knall, tote Fische, Scherben: Nachdem in Berlin ein Großaquarium geborsten ist, berichten Augenzeugen von der Zerstörung. Und es gibt erste Hinweise auf die Unglücksursache.
Zerstörte Hotelfassade in Berlin: Zwei Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt

Zerstörte Hotelfassade in Berlin: Zwei Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt

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FILIP SINGER / EPA

Nach dem Platzen des Berliner Großaquariums Aquadom gibt es erste Hinweise darauf, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Die Ermittlungen zur Ursache seien noch nicht abgeschlossen, erste Anzeichen deuteten jedoch auf eine Materialermüdung hin, sagte Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) der Nachrichtenagentur dpa. Hinweise auf einen Anschlag gibt es laut Polizei nicht.

Das Aquarium in einem Hotelgebäude nahe dem Berliner Dom war am frühen Freitagmorgen geplatzt. Dabei wurden Teile des umgebenden Hotels zerstört. Zwei Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt und ins Krankenhaus gebracht. Ob es sich bei ihnen um Angestellte des Hotels handelt oder um Gäste, ist bislang nicht bekannt.

Die Polizei sprach von einem sehr lauten Geräusch oder einem Knall, der zu hören war. Bei der Feuerwehr ging um 5.43 Uhr der Alarm eines automatischen Feuermelders des Hotels ein. Teile der Gebäudefassade seien auf die Straße geflogen, große Mengen Wasser strömten hinaus. Polizei und Feuerwehr waren seit dem Morgen mit jeweils etwa hundert Personen im Einsatz.

DER SPIEGEL

Komplettes Aquarium schlagartig geplatzt

Der Aquadom war nach Angaben der Betreiber das »größte, zylindrische frei stehende Aquarium der Welt«. Der Behälter aus Acrylglas war 16 Meter hoch und hatte einen Durchmesser von 11,5 Metern. Besucher konnten in einem Aufzug durch das Innere des Aquariums hindurch fahren.

Nach Angaben der Feuerwehr wurde der Riesenbehälter mit einer Million Liter Wasser sehr schnell zerstört. »Wenn das Aquarium defekt ist, dann platzt das schlagartig«, sagte ein Feuerwehrsprecher. »Das ist nicht ein kleiner Riss, aus dem das Wasser austritt, sondern das komplette Aquarium ist schlagartig geplatzt.« Alle rund 1500 Fische, über hundert verschiedene Arten, seien nicht mehr im Wasser. Das Aquarium war den Angaben zufolge bis Sommer 2020 umfassend modernisiert worden.

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Großaquarium geplatzt – Wasserfluten in Berlin-Mitte

Foto: MICHELE TANTUSSI / REUTERS

Nach Angaben der Feuerwehr lief ein großer Teil des Wassers wohl durch die Türen im Erdgeschoss auf die Straße und dort in die Gullys. In den Kellergeschossen habe man nicht viel Wasser gefunden. Das zerstörte Erdgeschoss wurde mit Rettungshunden nach Menschen abgesucht.

Wegen der schweren Beschädigungen mussten auch die Gäste des umgebenden Hotels das Gebäude verlassen, wie ein Sprecher der Feuerwehr sagte. Knapp 300 Personen befanden sich noch in dem Hotel.

Gäste berichteten übereinstimmend von einem explosionsähnlichen Knall. Dieser sei zwischen 5.30 und 5.45 Uhr zu hören gewesen. »Wir haben uns richtig erschrocken«, sagte eine junge Frau der dpa. Es habe zunächst keine Informationen vom Hotel gegeben, schilderten mehrere Gäste übereinstimmend. Die Rezeption sei über das Festnetz nicht erreichbar gewesen. »Nach acht Uhr kam dann die Info, dass wir rausmüssen.« Ein anderer Hotelgast sagte: »Man hat gesehen, dass das ganze Ding auseinandergebrochen ist.«

Karin Wicki und Sandra Hoffmann aus der Schweiz schilderten: »Es ist alles zerstört im Innenraum. Da liegen tote Fische. Die ganzen Möbel sind zerstört. Die Scheiben sind zerstört. Überall Scherben.« Sie seien erst kurz vor neun Uhr informiert worden, dass sie das Hotel verlassen müssten.

Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) dankte den Einsatzkräften. »Schlimme Nachrichten vom geplatzten Aquarium am Berliner Dom«, schrieb sie bei Twitter. »Den Einsatzkräften danke ich für ihren Einsatz und den Verletzten wünsche ich eine schnelle Genesung.«

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es, es habe sich um ein Aquarium im Sea Life gehandelt. Tatsächlich stand das Aquarium in einem Hotel, das Sea Life befindet sich daneben. Wir haben die Stellen korrigiert.

bbr/dpa
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