Hose soll mehr als 100 Jahre alt sein In Minenschacht gefundene Jeans für 87.000 Dollar versteigert
Wer Secondhand-Klamotten kauft, will normalerweise Geld sparen – doch nun hat eine alte Jeans bei einer Auktion in den USA einen fünfstelligen Betrag eingebracht: Insgesamt 87.400 Dollar zahlten zwei Männer für eine Levi’s-Jeans. Die Hose hat ein selbst ernannter »Jeans-Archäologe« in einem Minenschacht gefunden, sie soll vom Ende des 19. Jahrhunderts stammen. Das berichtet unter anderem das »Wall Street Journal« .
Einer der beiden Käufer der Jeans, Kyle Haupert, ist 23 Jahre alt, und handelt laut »WSJ« seit sechs Jahren mit gebrauchter Kleidung. Er stemmte 90 Prozent des Kaufpreises. Ein erfahrener Denim-Händler und Besitzer eines Secondhandshops für gebrauchte Jeans, Zip Stevenson, bezahlte die restlichen zehn Prozent.
Die Hose weist deutliche Gebrauchsspuren auf, die Säume an den Beinen sind abgewetzt, mehrere Löcher geflickt. Die Hosenbeine sind auf der Vorderseite angeblich mit dem Wachs der Kerzen besprenkelt, mit dem die Minenarbeiter sich den Weg durch den Stollen erleuchteten. Trotz des gebrauchten Zustands und mutmaßlich hohen Alters könne die Hose problemlos getragen werden. »Sie könnten sich darin einen Kaffee bei Starbucks holen«, sagte Stevenson dem »WSJ«. Er hoffe auf einen berühmten Käufer: Ich könnte mir gut Johnny Depp oder Jason Momoa darin vorstellen«, sagte er »CNN« .
Aufdruck verweist auf einen rassistischen Teil der US-Geschichte
Die Hose weise laut den Käufern mehrere Merkmale auf, die bewiesen, dass die Hose tatsächlich aus der Zeit um 1880 stammen soll: unter anderem eine einzelne Gesäßtasche und Knöpfe für Hosenträger. Das deutlichste Zeichen ist aber der Aufdruck auf der Innenseite der Hosentasche »The only kind made by white labor« (übersetzt etwa: »Die Einzige, die von Weißen hergestellt wird«). Dieser Aufdruck wurde ab 1882 und bis in die 1890er-Jahre bei Levi’s verwendet, wie ein Sprecher der Firma dem »WSJ« mitteilte.
Der Aufdruck ist im fünften Bild der Instagram-Galerie zu sehen.
Der Aufdruck verweist auf einen rassistischen Teil der Geschichte der USA: 1882 verbot der »Chinese Exclusion Act« es chinesischen Arbeitern, die USA zu betreten, die Weißen in den USA wollten unter sich bleiben. Der Abgeordnete, der das Gesetz entwarf, sagte damals : »Es ist ein geschichtlicher Fakt, dass, egal wohin die Chinesen gegangen sind, sie ihre Angewohnheiten, Eigenarten und ihre Art mit sich gebracht haben; die Geschichte kennt kein Beispiel, in denen sie das jemals abgelegt hätten. Sie bleiben immer und überall chinesisch, unveränderbar.« Das Gesetz galt – in leicht abgeschwächter Form – bis 1943. Im Jahr 2011 verurteilte der US-Senat, dass es je beschlossen wurde .
Der Finder: Der »Indiana Jones der kalifornischen Jeansgeschichte«
Gefunden hat die alte Hose vor mehreren Jahren der selbst ernannte »Jeans-Archäologe« Michael Harris. Laut einem Bericht des Magazins der »Süddeutschen Zeitung« gräbt Harris in alten Minen in Kalifornien, Nevada oder Arizona mit Pickel und Schaufel nach Jeans. Dort seien sie gut konserviert, weil dort im Schnitt 20 Grad herrschten und es sehr trocken sei. Gelernt hat er laut »SZ Magazin« Anstreicher und nie eine höhere Schule besucht. In der Szene gelte er als eine Art »Indiana Jones der kalifornischen Jeansgeschichte«.
Harris verkaufte die Hose laut »WSJ« vor etwa fünf Jahren für 23.000 Dollar an einen Sammler mit der angeblich »besten Jeans-Sammlung der Welt außerhalb des Levi’s Museums«. Dieser Sammler bot die Jeans nun bei der Auktion zum Verkauf an. Dort erwarben sie die zwei Männer. Der Hauptkäufer, Kyle Haupert, sagte, er sehe den Kauf als eine Wertanlage und als gute Gelegenheit, um seinen Ruf in der Secondhand-Branche zu verbessern. Die Hose wird im Laden des anderen Käufers ausgestellt. Dort kann sie auf Anfrage besichtigt werden. Ob man sie auch anprobieren darf, ist unklar.