Frauen protestieren: Was in Köln passierte, ist kein Ausländerproblem
Netz-Feministinnen starten neuen Aufschrei.
Dieser Beitrag wurde am 11.01.2016 auf bento.de veröffentlicht.
Nach den Silvester-Übergriffen in Köln und anderen deutschen Städten ging es um viel: um Flüchtlinge und schnellere Abschiebungen, um die Kölner Polizei und um die angebliche Vertuschungspraxis der Medien. Um die Opfer der Übergriffe ging es kaum.
Eine Gruppe von Feministinnen will das jetzt ändern und startete deshalb die Kampagne #ausnahmslos: Einerseits fordern sie, dass die Betroffenen die Unterstützung bekommen, die sie benötigen. Andererseits wollen sie etwas viel Grundsätzlicheres zeigen, nämlich wie wichtig der Einsatz gegen sexualisierte Gewalt jeder Art ist.
Sexualisierte Gewalt dürfe nicht nur thematisiert werden, "wenn die Täter die vermeintlich 'Anderen' sind: die muslimischen, arabischen, Schwarzen oder nordafrikanischen Männer". Sie sei "ein fortwährendes Problem, das uns alle betrifft".
Außerdem stellen sich die Autorinnen gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung. Der gesamte Titel der Kampagne lautet deshalb: "Gegen sexualisierte Gewalt und Rassismus. Immer. Überall. #ausnahmslos"
Die Autorinnen zählen Maßnahmen auf, die ihrer Meinung nach umgesetzt werden sollten. So müsse zum Beispiel das Angebot von Beratungsstellen und Frauenhäusern ausgebaut werden. Zudem müsse mehr öffentliche Aufklärungsarbeit geleistet werden. Sie prangern auch an, dass Lücken im Straftatbestand endlich geschlossen werden sollten: Sexuelle Belästigung ist in Deutschland keine eigenständige Straftat.
Die Autorinnen glauben außerdem, dass sich die Gesellschaft verändern müsse: Die Debatte über sexualisierte Gewalt müssen "offen, kritisch und differenziert geführt werden". Verhaltensregeln für Betroffene – wie zuletzt von der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker ins Gespräch gebracht – lehnen sie strikt ab, sie würden Täter und Opfer vertauschen. Wer Zeuge von sexualisierter Gewalt und Sexismus wird, müsse eingreifen und dürfe nicht wegschauen.
Die Kampagne richtet sich auch an die Medien: Die Bildsprache müsse beispielsweise frei von rassistischen und sexistischen Klischees sein, der weibliche Körper dürfe nicht als reines Lustobjekt dargestellt werden, außerdem müssten Redaktionen vielfältiger werden.
Hinter der #ausnahmslos-Kampagne stehen 22 Feministinnen, darunter:
Neben den Autorinnen gibt es bereits mehr als 500 Unterstützer. Darunter auch einige Politiker und Prominente: Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig, die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Claudia Roth, und Musikerin Inga Humpe.
Allerdings gefällt die Kampagne der Feministinnen nicht jedem: Einige prangern an, dass die Gruppe die Ereignisse in Köln nur für ihre Zwecke instrumentalisieren würde.
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