Kein Brandschutz Dutzende Tote nach Feuer auf Corona-Intensivstation in Bagdad

Ein verheerender Brand hat eine Klinik in der irakischen Hauptstadt Bagdad verwüstet, es gibt etliche Tote. Viele Covid-Patienten starben offenbar, weil sie von ihren Beatmungsgeräten getrennt werden mussten.
Ausgebrannte Klinik in Bagdad: Intensivstation ohne Brandschutz

Ausgebrannte Klinik in Bagdad: Intensivstation ohne Brandschutz

Foto: Murtaja Lateef / EPA-EFE

Eine Explosion, dichter Rauch und bald darauf die ganze Corona-Station in Flammen: Bei einer Brandkatastrophe in einem Krankenhaus in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind Dutzende Menschen gestorben. 82 Menschen seien ums Leben gekommen und 110 weitere verletzt worden, meldete die staatliche Agentur INA unter Berufung auf das Innenministerium.

Wie genau es zum Brand im Al-Khatib-Krankenhaus im Süden von Bagdad kam, ist bislang unklar. Als mögliche Gründe wurden ein Kurzschluss oder ein Problem mit den Sauerstoffflaschen genannt. Medienberichten zufolge war eine der Flaschen explodiert, woraufhin sich Flammen in der Station ausbreiteten.

Im Video einer Überwachungskamera ist auf einem Flur die Explosion zu sehen, bald darauf breitet sich dichter Rauch aus. Große Teile der Station wurden durch den Brand komplett zerstört. Ganze Räume und Flure lagen danach in verkohltem Schutt, wie auf Bildern zu sehen war.

Das Feuer soll mitten in der Nacht ausgebrochen sein, wie Angehörige des Klinikpersonals sagten. An den Betten der etwa 30 Patienten hielten demzufolge Dutzende Angehörige Wache. Die Flammen weiteten sich auf mehrere Stockwerke aus.

»Die Mehrheit der Opfer starb, weil sie bewegt und von den Beatmungsgeräten getrennt werden mussten.«

Mitteilung des irakischen Zivilschutzes

Das Krankenhaus habe kein Brandschutzsystem gehabt, teilte der Zivilschutz mit. Auch in dem Gebäude eingezogene Zwischendecken trugen demnach dazu bei, dass sich die Flammen bis zu in der Klinik aufbewahrten »leicht entzündlichen Produkten« ausbreiteten.

»Die Mehrheit der Opfer starb, weil sie bewegt und von den Beatmungsgeräten getrennt werden mussten«, teilte die Zivilschutzbehörde mit. Andere seien an Rauchvergiftungen gestorben.

Auf Bildern des Vorfalls sind Rauchwolken, die aus Fenstern dringen, sowie Rettungskräfte zu sehen, die Opfer aus dem Krankenhaus holen. Feuerwehrleute brachten die Flammen bald darauf unter Kontrolle.

Forderungen nach politischen Konsequenzen

Ministerpräsident Mustafa al-Kasimi ordnete eine rasche Untersuchung an, zudem rief die Regierung eine dreitägige Staatstrauer aus. Der Direktor des Krankenhauses sowie Verantwortliche für die Sicherheit und Instandhaltung der Klinik wurden festgenommen. Die Todesopfer seien als »Märtyrer« zu betrachten, sagte al-Kasimi. Mit dieser Einstufung können die Angehörigen finanzielle Unterstützung der Regierung erhalten.

Die vom Parlament gewählte Menschenrechtskommission der irakischen Regierung bezeichnete den Brand als »Verbrechen gegen von Covid-19 geschwächte Patienten«. Sie forderte von Regierungschef al-Kadhemi die Entlassung seines Gesundheitsministers und eine juristische Aufarbeitung.

Im Irak wurden bisher mehr als eine Million Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Die Impfungen kommen nur langsam voran. Im Land wurden insgesamt etwa 175.000 Menschen gegen das Virus geimpft, die meisten davon mit dem AstraZeneca-Impfstoff.

Die Uno-Sonderbeauftragte für den Irak, Jeanine Hennis-Plasschaert, sprach in einer Mitteilung von einem »Schock«. Den Angehörigen sprach sie ihr Beileid aus und drängte auf bessere Schutzmaßnahmen, damit sich so ein Vorfall nicht wiederhole.

Die Infrastruktur im Irak ist nach Jahren des Konflikts immer noch schlecht, die Vereinten Nationen unterstützen dort unter anderem das Gesundheitssystem.

mxw/dpa/AFP/Reuters
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