Beamten-Irrtum Polizei stürmt Kollegen-Wohnung und erschießt zwei Hunde
Dresden - Ein Polizeisprecher in Dresden erklärte, die Wohnung des unschuldigen Kollegen habe sich in demselben Haus wie die des vermutlichen Zuhälters befunden. Der Beamte wohnt mit seiner Familie im Erdgeschoss, der Tatverdächtige im Obergeschoss des Hauses im noblen Dresdner Stadtteil Loschwitz. Der Vorfall ereignete sich bereits in der Nacht von Donnerstag auf Freitag. Weitere Angaben machte der Sprecher nicht.
Bei den getöteten Tieren soll es sich um eine zweijährige Labradorhündin und eine elfjährige Schäferhündin des Polizisten handeln. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war der Polizei bekannt, dass in der Erdgeschosswohnung ein Polizist mit seiner Familie lebt. Es müsse jetzt geklärt werden, warum geschossen worden sei, sagte Sprecher Andreas Feron.
Der Anwalt der Familie, Klaus Koenig, sagte der "Dresdner Morgenpost", dass er für seine Mandanten den Freistaat Sachsen auf Schadensersatz und Schmerzensgeld verklagen werde. "Zudem habe ich Anzeigen wegen Körperverletzung, Nötigung, Freiheitsberaubung, Sachbeschädigung und Tierquälerei gegen die leitende Staatsanwältin, den Kriminalkommissar und seine rabiate Mannschaft gestellt", sagte Koenig.
Der geschädigte 44 Jahre alte Polizeiobermeister Bernd W. sagte, dass der Einsatz am Freitagmorgen um drei Uhr begonnen und fast vier Stunden gedauert habe. Die Polizisten hätten die Eingangstür des Hauses aufgerammt und seien sofort schießend in die 130 Quadratmeter große Erdgeschosswohnung eingedrungen. Er habe sich wie seine 44 Jahre alte Lebensgefährtin, eine Verwaltungsangestellte aus dem Innenministerium, auf den Boden legen müssen. Zudem habe man ihm auch noch Handfesseln angelegt, sagte Bernd W. Obwohl er den Kollegen gesagt habe, dass die Hunde friedlich sind, hätten diese dennoch die Tiere erschossen.
"Ich trug nur einen Bademantel", sagte die Lebensgefährtin des Polizisten der "Dresdner Morgenpost" unter Tränen, "wurde in der Stube auf den Teppich gedrängt, durfte mich nicht bewegen. Direkt neben mir musste ich mit ansehen, wie Senta winselnd verblutete. Ich konnte ihr nicht mehr helfen".
Nach Aussage von Bernd W. stürmten die Beamten auch in das Zimmer der 17-jährigen Tochter seiner Lebensgefährtin, die zusammen mit ihrem 19-jährigen Freund in dem Haus schlief. Die Polizisten hätten dort das Bett durchwühlt. "Ich hatte tierische Angst, wollte schon durchs Fenster fliehen", sagte die Tochter gegenüber der Zeitung. Erst als einer der SEK-Beamten ihn als Kollegen erkannt habe, sei der Einsatz mit den Worten "das ist Scheiße gelaufen, nehmt ihm die Fesseln ab" abgebrochen worden, berichtete ihr Vater weiter.
Die Opposition kündigte parlamentarische Initiativen zur Aufklärung des Vorfalls an. Der Vorsitzende der FDP-Fraktion im sächsischen Landtag, Holger Zastrow, sprach von einem Skandal. Es sei der Gipfel, einfach so in der Gegend herumzuballern, sagte er. Der Vorsitzende der PDS-Landtagsfraktion, Peter Porsch, kündigte eine Kleine Anfrage an die Staatsregierung an, um die genauen Hintergründe des Einsatzes aufzuklären.