Interview mit Zoo-Arzt Wie geht es den Fischen aus dem geplatzten Aquarium?

Überlebende Fische aus dem zerstörten Aquadom
Foto: Zoo BerlinSPIEGEL: Im Dezember platzte das Aquadom in Berlin, eine Million Liter Salzwasser flossen auf die Straße. Wie viele von den rund 1500 Fischen haben überlebt?
Schüle: Bei uns im Zoo kamen an dem Tag 200 an. Davon waren allerdings nur 50 aus dem großen Schaubecken, die anderen 150 sind Süßwasserfische, wahrscheinlich aus kleineren Aquarien.
SPIEGEL: Wie geht es ihnen?
Schüle: Die Süßwasserfische haben alle überlebt. Von den Salzwasserfischen starben sieben auf dem Weg zu uns oder am Tag danach: drei Silberflossenblätter, ein Fahnenbarsch, ein grünes Schwalbenschwänzchen, ein Gelbschwanzdemoiselle und ein Halsband-Falterfisch.

Vier Umschläge aus Moskau
Mitten im brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine soll ein Agent des Bundesnachrichtendienstes geheime Informationen an den Aggressor geliefert haben. Geholfen haben offenbar ein russischer Unternehmer und ein Diamantenhändler. Warum haben die Kontrollmechanismen versagt?
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SPIEGEL: Wo haben Sie die Fische untergebracht?
Schüle: Erst in therapeutischen Becken. Viele hatten Schnittwunden, Abschürfungen, wir haben sie zwei Wochen lang mit einer desinfizierenden Hautschutzlösung behandelt, damit sie keine bakteriellen Infektionen bekamen, keine Pilze. Nun sind sie auf mehrere kleine Becken verteilt, Backstage, das Zoopublikum sieht sie nicht.
SPIEGEL: Warum nicht?

Ein überlebender Koi im Berliner Zoo
Foto: Zoo BerlinSchüle: Wenn man sie in die großen Becken tut, in denen unsere anderen Fische leben, kriegt man sie so schnell nicht wieder raus. Sie gehören ja nicht uns. Wir haben noch keine Ansage vom Aquadom-Betreiber, wie es weitergeht. Die Fische warten auf ihre Zukunft. Bei uns sind sie jedenfalls in Sicherheit, ich würde sogar behaupten, es geht ihnen hier besser als im Ozean.
SPIEGEL: Tatsächlich?
Schüle: Das sind Riffbewohner, alle stark bedroht. Nehmen Sie den Nemo, den Clownfisch, er lebt in Symbiose mit Anemonen. Die Anemonen verschwinden. Der Picasso, der Drückerfisch, heißt ja so, weil er sich im Riff versteckt, er keilt sich ein und schützt sich so vor Raubfischen wie dem Teppichhai. Die Riffe verschwinden. Es macht einen schon nachdenklich, dass ein Ozeanfisch in Berlin besser aufgehoben ist als in seinem Habitat. Aber es reicht nicht, darüber nachzudenken. Wir müssen handeln.
SPIEGEL: Vor wenigen Tagen lief in Panama Our Ocean 2023 , noch eine internationale Konferenz zur Zukunft der Weltmeere. In New York haben sich die Uno-Mitgliedstaaten auf ein Hochseeabkommen verständigt.
Schüle: Ich finde diese Konferenzen wichtig, auch wenn der Fortschritt nicht sofort spürbar ist. Man müsste die Leute eigentlich täglich an den Korallentod erinnern. An die Überfischung. An das Mikroplastik.

André Schüle, 49, ist Tierarzt im Zoo Berlin
Foto: Rene Jaschke