Tausende Lehrer in den Ferien arbeitslos Opposition in Baden-Württemberg beklagt »unsägliche Praxis«

»Wie kann man mit Menschen so umgehen?«, fragt die Opposition in Baden-Württemberg. Sie kritisiert, dass Tausende Lehrkräfte in den Sommerferien entlassen werden – obwohl sie danach wieder gebraucht werden.
Trotz Lehrermangel werden befristet angestellte Lehrer in die Arbeitslosigkeit geschickt (Symbolbild)

Trotz Lehrermangel werden befristet angestellte Lehrer in die Arbeitslosigkeit geschickt (Symbolbild)

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Julian Stratenschulte / picture alliance / dpa

In der Debatte über Personalnot an Schulen hat die Opposition in Baden-Württemberg schwere Vorwürfe erhoben. Anlass war die Entlassung von einigen Tausend befristet angestellten Lehrerinnen und Lehrern über die Sommerferien. Der bildungspolitische Sprecher der SPD , Stefan Fulst-Blei, sprach am Donnerstag im Landtag von einer »unsäglichen Praxis«, wie die »Süddeutsche Zeitung« berichtet. »Wie kann man mit Menschen so umgehen?«, fragte er.

Der Personalmangel an Schulen werde dadurch noch verschärft, der Beruf unattraktiver gemacht. Grün-Schwarz habe dadurch Wahlversprechen gebrochen, die Glaubwürdigkeit der Kultusministerin sei »demontiert«, so wird Fulst-Blei zitiert.

In einer Woche, zu Beginn der Sommerferien, werden in Baden-Württemberg rund 4000 Lehrkräfte in die Arbeitslosigkeit geschickt – obwohl sie im Herbst wieder gebraucht werden. Fulst-Blei kritisierte, dass Grün-Schwarz für die Beendigung dieser Praxis nicht einmal 15 Millionen Euro im Jahr ausgeben wolle.

Die Werbekampagne »The Länd« habe das Land hingegen 21 Millionen Euro gekostet. Mit der Kampagne will die Landesregierung Baden-Württemberg als attraktiven Wirtschaftsstandort präsentieren und unter anderem Fachkräfte anwerben.

Die SPD hingegen fordert einen umfassenden Ausbau der Studienplätze im Lehramt und eine angemessene Aufstockung der Krankheitsvertretungsreserve.

Regierung weist Kritik zurück: »Sie tun so, als wäre Holland in Not«

»Sie tun so, als wäre Holland in Not«, entgegnete Ministerin Theresa Schopper (Grüne) der Kritik dem Bericht zufolge. 97 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer seien sowieso fest angestellt oder verbeamtet. Schopper verwies auch auf die Kosten und die Haushaltsnöte. Man werde bestimmten Lehrern, die schon lange an Schulen tätig seien, bei der Entfristung von Verträgen aber entgegenkommen.

In Baden-Württemberg ist der Lehrkräftemangel seit Monaten ein besonderer Streitpunkt. Regierungschef Winfried Kretschmann hatte sich eigens in die Debatte eingeschaltet. In einem »Brandbrief« an die Schulen des Landes forderte er unter anderem dazu auf, dass teilzeitbeschäftigte Lehrerinnen und Lehrer ihre Stundenzahl erhöhen und freiwillig einige Stunden mehr arbeiten sollten. Der Vorschlag war auf heftige Kritik bei Lehrerverbänden gestoßen. Kretschmann und Schopper schlugen zudem eine Vergrößerung von Klassen nicht aus.

fok
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