Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann fordert längere Arbeitszeiten für Teilzeit-Lehrkräfte

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne)
Foto:ODD ANDERSEN / AFP
In Baden-Württemberg fehlen Lehrkräfte, wie in fast allen Bundesländern. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat nun einen Lösungsvorschlag gemacht: Gerade Lehrerinnen arbeiteten häufig in Teilzeit – und könnten eine Stunde mehr unterrichten, sagte Kretschmann im Rahmen einer Podiumsdiskussion der »Stuttgarter Zeitung«.
»Wenn die alle eine Stunde mehr arbeiten würden, eine Stunde, hätte ich 1.000 Lehrer mehr, die ich dringend brauche«, zitiert der SWR den Grünenpolitiker. »Auch das wird vielleicht ein Thema sein.«
Kritik kommt von den Gewerkschaften. »Fast 11 Jahre ist er Regierungschef«, kommentierte die Landeschefin der Bildungsgewerkschaft GEW, Monika Stein, auf Twitter. In dieser Zeit sei enormer Lehrkräftemangel aufgebaut worden. »Mehrarbeit für ausgelaugte Lehrkräfte nach zwei Jahren Pandemie mit enormer Mehrbelastung als Rezept? So gewinnen wir keine Fachkräfte, wir verlieren sie!«, schrieb Stein.
Fast 11 Jahre ist er Regierungschef. In dieser Zeit Aufbau enormen Lehrkräftemangels, @GEW_BW_Presse warnt seit Jahren. K.s Idee: Mehrarbeit für ausgelaugte Lehrkräfte nach 2 Jahren Pandemie m enormer Mehrbelastung als Rezept? So gewinnen wir keine Fachkräfte, wir verlieren sie! https://t.co/SfE4kJQf0X
— Monika Stein (@MonikaSteinfrbg) April 26, 2022
Mitte März hatte die Kultusministerkonferenz (KMK) ihre Prognose zum Lehrkräftemangel korrigieren müssen. Bis zum Jahr 2030 fehlen demnach deutlich mehr Lehrkräfte als bisher angenommen. Die Lücke lasse nicht mehr allein durch die Aufstockung von Studienplätzen schließen, hieß es von der KMK.
Durch das Corona-Aufholprogramm und die Integration der geflüchteten Kinder aus der Ukraine werden noch einmal zusätzlich Pädagoginnen und Pädagogen gebraucht. Allein in Baden-Württemberg blieben im laufenden Schuljahr zum Stichtag 1. September 2021 630 Stellen für ausgebildete Lehrkräfte unbesetzt.