Studienfinanzierung Hochschulen fordern dringende Bafög-Reform

Studierende in Hildesheim (vor der Pandemie)
Foto: Julian Stratenschulte/ picture alliance / dpaDie Spitzen der Unis und Fachhochschulen in Deutschland wollen die Studienfinanzierung neu ordnen. Sie fordern eine grundlegende Reform der Ausbildungsförderung. Nicht erst die Corona-Pandemie habe »Lücken in der Förderung sichtbar gemacht«, sagte Peter-André Alt, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), am Mittwoch in Berlin.
»Die heutige Förderung wird der Preisentwicklung bei Mieten und Lebenshaltungskosten und den viel diverser gewordenen Bildungsbiografien nicht mehr gerecht«, sagte Alt mit Blick auf das Bafög. Auch sei die Zahl derjenigen, die unterstützt werden, viel zu gering. Die HRK nannte als Ziel eine Förderquote von mehr 44,6 Prozent wie vor 50 Jahren. Damals wurde das Bafög eingeführt. Heute erhalten nur noch zwölf Prozent die Förderung.
Die Einkommens- und Vermögensfreibeträge der Eltern müssten so bemessen sein, dass wieder eine »angemessene Förderquote« erreicht werde, sagte Alt. Außerdem müsse die Förderung verlängert werden, auf die Regelstudienzeit plus zwei Semester. Denn nur 33,6 Prozent der Studierenden hätte 2019 ihr Studium in der Regelstudienzeit abgeschlossen, aber 77 Prozent innerhalb der Regelstudienzeit zuzüglich zwei Semestern.
Zusätzlich dringen die Hochschulen darauf, dass die bisherige Altersgrenze entfalle, »um das gesellschaftlich erwünschte und notwendige lebenslange Lernen zu fördern und den veränderten Bildungs- und Erwerbsbiografien gerecht zu werden«.
Ein Aktionsbündnis , dem unter anderem der studentische Dachverband fzs und zahlreiche Initiativen aus dem Hochschul- und dem Gewerkschaftsmilieu angehören, teilt die Kritik der HRK. Die staatliche Studienförderung sei »nicht gut gealtert«, heißt es in einer Erklärung der Gruppe zum 50. Jahrestag der Bafög-Einführung. Die Studierendenvertreter fordern, bürokratische Hürden abzubauen sowie die Frei- und Förderbeträge zu erhöhen. »Es braucht ein Bafög, das zum Leben reicht«, sagt Nathalie Schäfer von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, »zusätzlich fordern wir eine Förderung, die sich nicht so strikt an Semesterzahl oder dem Alter orientiert. Bildungsverläufe sind nicht gradlinig.«