Corona-Exit-Diskussionen Streit über Schulöffnungen wird schärfer

Können am Montag die Schulen wieder öffnen? Die NRW-Schulministerin sagt Ja, ihr Ministerpräsident bremst - und ein Lehrervertreter hält den Neustart in fünf Tagen "definitiv nicht" für sinnvoll.
Schulöffnungen am kommenden Montag? "Nein, definitiv nicht": Ein Klassenzimmer außer Betrieb (in Berlin, Archivbild).

Schulöffnungen am kommenden Montag? "Nein, definitiv nicht": Ein Klassenzimmer außer Betrieb (in Berlin, Archivbild).

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Fabian Sommer/ picture alliance/dpa

Auf die Runde der Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Merkel am Mittwochnachmittag um 14 Uhr wollte sie nicht warten: Ziemlich forsch war NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer bereits am Dienstag vorgeprescht und hatte, gegen zahlreiche Bedenken, für kommende Woche den Wiedereinstieg in den Schulbetrieb an Rhein und Ruhr angekündigt. Das sei ihr "festes Ziel", so die FDP-Politikerin, um vor allem die Durchführung von Prüfungen und die Vergabe von Abschlüssen zu ermöglichen.

Gebauers Problem: Ihr Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) dürfte von der Wortmeldung seiner Schulministerin kaum begeistert sein - mahnte er doch eindringlich und wiederholt vor unkoordiniertem Vorpreschen bei der Exit-Strategie. "Wir brauchen einen Konsens der 16 Länder", rüffelte Laschet die FDP-Frau, "gerade in der Schulpolitik darf es keine Alleingänge geben." Nordrhein-Westfalen werde "umsetzen, was die Länder gemeinsam mit der Bundeskanzlerin entscheiden".

Laschet betonte, "der Vorschlag verschiedener Wissenschaftler, alle Klassen 1 bis 10 wieder umgehend in den Schulen zu unterrichten, ist aus Sicht der NRW-Landesregierung nicht verantwortbar". Priorität hätten jene Schüler, die sich auf Abschlüsse wie etwa das Abitur vorbereiten würden. Die nächsten Schritte müssten dann im Lichte der dabei gemachten Erfahrungen weiter gemeinsam entschieden werden. Wichtig sei ein "klarer gemeinsamer Fahrplan auf dem Weg zu einer verantwortungsvollen Normalität".

Söder gegen "Überbietungswettbewerb"

Gebauers Ausreißer rief sogar den bayerischen Ministerpräsidenten auf den Plan: Er lehne einen "Überbietungswettbewerb" bei der Öffnung der Schulen strikt ab, sagte Markus Söder (CSU) in Richtung NRW. "Ich bin sehr zurückhaltend bei Schulen", so der CSU-Chef am Dienstagabend im "heute-journal" des ZDF. Skeptisch sehe er auch, dass Grundschulen als Erstes geöffnet werden sollen. "Da habe ich eine grundlegend andere Auffassung."

"Bei den Abschlussprüfungen, glaube ich, kann man großzügig sein, denn die Schülerinnen und Schüler brauchen ja einen Abschluss auch für den weiteren Berufsweg", sagte Söder in den ARD-"Tagesthemen". Hier ließen sich auch Schutzmaßnahmen deutlich besser organisieren. Generell sei die Politik hier gut beraten, auf die Warnungen der Pädagogen vor zu frühen Schulöffnungen zu hören. "Weniger Hektik, ein bisschen mehr Geduld und Besonnenheit könnte allen helfen."

Auch der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, hat sich gegen einen flächendeckenden Schulstart direkt nach den Osterferien ausgesprochen. "Nein, definitiv nicht", sagte Meidinger am Mittwoch im ARD-"Morgenmagazin" auf die Frage, ob er es für verantwortungsvoll hielte, wenn Schülerinnen und Schüler am kommenden Montag in ihre Klassenzimmer zurückkehren würden. Man müsse den Schulen Zeit geben, um etwa Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln vorzubereiten und um Klassenräume dementsprechend anders zu möblieren, betonte er. "Da brauchen wir schon 'ne Woche, bis wir das alles hinkriegen."

Wenn es zu einer Lockerung des Lockdowns komme, müsse überlegt werden, wie Schulen "sinnvoll schrittweise" wieder öffnen könnten, sagte Meidinger mit Blick auf die Beratungen zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten am Nachmittag. "Das kann sicher nur für einzelne Jahrgangsstufen geschehen, weil wir ja kleinere Gruppengrößen bilden müssen."

him/dpa
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