Coronamaßnahmen an der Hochschule Hannover »Die Bändchen beschleunigen die Kontrollen erheblich«

An der Hochschule Hannover können sich geimpfte und genese Studierende ein Armband holen und so die Coronakontrollen schneller passieren. Nicht alle Fakultäten machen mit. Der Präsident erklärt, warum.
Ein Interview von Kathrin Fromm
Armbänder für geimpfte und genese Studierende an der Hochschule Hannover

Armbänder für geimpfte und genese Studierende an der Hochschule Hannover

Foto: Hochschule Hannover

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Die Hochschulen starten ins Wintersemester . Nach eineinhalb Jahren, die geprägt waren von Onlineveranstaltungen, soll es jetzt wieder mehr Präsenzlehre geben. In Niedersachsen greift dafür eine 3G-Regel: Nur geimpfte, genesene und getestete Studierende dürfen an den Vorlesungen und Seminaren teilnehmen.

Für die Hochschulen bedeutet das einen erheblichen Organisationsaufwand. An der Hochschule Hannover und der Leibniz Universität in der Landeshauptstadt sollen Armbänder die Kontrollen beschleunigen. Wer geimpft oder genesen ist, kann sich ein Bändchen holen, das dann als Nachweis gilt.

50.000 Bändchen hat die Uni für die rund 30.000 Studierenden bestellt. Am 4. Oktober soll das Modell dort für alle starten. An der Hochschule Hannover sind die Bändchen schon seit vergangener Woche im Einsatz. Hochschulpräsident Josef von Helden erklärt, wie die Studierenden die Armbänder annehmen und warum nicht alle Fakultäten mitmachen.

Zur Person
Foto: HsH / abPhotography

Josef von Helden, Jahrgang 1964, ist Professor für Informatik. Seit 2014 leitet er als Präsident die Hochschule Hannover mit mehr als 9.500 Studierenden.

SPIEGEL: Herr von Helden, an zwei der fünf Fakultäten Ihrer Hochschule gibt es für die geimpfte und genesene Studierende Armbändchen, mit denen sie in die Gebäude kommen. Wie läuft das ab?

Von Helden: Die Studierenden zeigen ihre Nachweise vor und bekommen dann ein Bändchen der Hochschule ans Handgelenk. Das sind Armbänder aus Papier, die sich zukleben lassen – so wie man es von Festivals kennt. Die Studierenden können die Armbänder so lange tragen wie sie möchten. Wer es abgelegt hat, kann jederzeit ein neues holen.

SPIEGEL: Wie kommt das bei den Studierenden an?

Von Helden: Wir haben zwar noch keine Zahlen vorliegen, aber es wird sehr gut angenommen, höre ich aus den Fakultäten. Die Bändchen beschleunigen die Kontrollen erheblich.

SPIEGEL: Wer kam auf die Idee?

Von Helden: Die kam aus den Fakultäten. Es war klar, dass wir für die Präsenzveranstaltungen eine 3G-Regelung mit Kontrollpflicht brauchen, so schreibt es die niedersächsische Landesverordnung vor. Wir haben eine pragmatische Lösung gefunden, mit der die Studierenden die Kontrollen schnell passieren können.

SPIEGEL: Warum machen nicht alle Fakultäten mit?

Von Helden: Weil die Idee nicht überall gleich gut ankam. Die Fakultäten stehen mit ihren Fachschaften in regem Austausch. Eine Fakultät macht aktuell noch nicht mit, weil sowieso alle Veranstaltungen in einem Gebäude sind. Das lässt sich einigermaßen leicht kontrollieren. Die können sich das mit dem Armband aber auch vorstellen. Bei den zwei anderen Fakultäten gab es mehr Bedenken.

»Das Konzept wird offenbar von einigen mit einer Stigmatisierung von Getesteten assoziiert.«

SPIEGEL: Was stört die Studierenden?

Von Helden: Das Konzept wird offenbar von einigen mit einer Stigmatisierung von Getesteten assoziiert. Vielleicht liegt die Skepsis auch an den Fächerkulturen. Bedenken kamen von Studierenden aus den Bereichen »Medien, Information und Design« sowie »Diakonie, Gesundheit und Soziales«. Wir wollen auf sie eingehen und dort ein anderes Modell probieren.

SPIEGEL: Wie sieht das aus?

Von Helden: In diesen Fakultäten soll es Bändchen für alle geben, also Geimpfte, Genesene und Getestete. Die Farbe ändert sich jeden Tag. Das ist aufwendiger als die andere Variante, aber immerhin müssen die Studierenden ihren Nachweis so nur einmal am Tag vorzeigen. Die Idee kam aus den Fachschaften und soll noch diese Woche starten. Uns ist wichtig, dass wir überhaupt wieder Präsenzlehre haben. Egal, ob getestet, geimpft oder genesen, alle Studierenden sind willkommen und können gleichermaßen an den Lehrveranstaltungen und am Hochschulleben teilhaben. Die Armbändchen sind übrigens an allen Fakultäten freiwillig. Wenn das jemand nicht tragen will, kann er oder sie auch einfach jedes Mal den Nachweis vorzeigen.

SPIEGEL: Wer kontrolliert das überhaupt?

Von Helden: Aktuell kümmern sich darum die Professorinnen und Professoren in den Lehrveranstaltungen, unterstützt durch Mitarbeitende. Häufig wird auch direkt an den Eingängen der Gebäude kontrolliert. Dafür wollen wir vermehrt externe Mitarbeitende einsetzen. Aber das muss alles organisiert und finanziert werden, und das Semester ist eben erst gestartet.

SPIEGEL: Müssen die Beschäftigten eigentlich auch Bändchen tragen?

Von Helden: Nein. Wer in der Verwaltung arbeitet und keinen Kontakt zu Studierenden hat, für den gilt die 3G-Regel nicht. Auch bei den Lehrenden arbeiten wir nicht mit den Bändchen. Sie müssen aber auch getestet, geimpft oder genesen sein. Einige haben freiwillig ein Bändchen am Arm. Das hat ja durchaus etwas Verbindendes. Da entsteht ein Festival-Charakter!

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