Sachsen Schüler und Lehrer sollen zu Corona-Tests fahren – im Bus

Schnelltest zur Erkennung des Coronavirus
Foto: Hauke-Christian Dittrich / dpaIn der kommenden Wochen sollen Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen in Sachsen wieder in die Schule gehen. Das Bundesland gibt ihnen, den Lehrkräften sowie dem pädagogischen Personal der Schulen die Möglichkeit, sich kostenlos auf Corona testen zu lassen.
Die Idee dahinter ist gut, allerdings sollen die Tests nicht an jeder betroffenen Schule stattfinden – sondern zeitlich gestaffelt an ausgewählten Schulen. In einem Blog des Bildungsministeriums heißt es: »Dazu wurden mit den übrigen Schulen Cluster gebildet. Jede Schule kennt also ihre Testschule. In einigen Fällen werden die Schulen von mobilen Test-Teams aufgesucht.«
Weiter heißt es: »Für den Fall, dass ein Sonderbus zur Beförderung der Schülerinnen und Schüler an die Schule, an der die Tests durchgeführt werden, erforderlich ist, entstehen für die Eltern oder volljährigen Schülerinnen und Schüler keine zusätzlichen Kosten. Die Schülerinnen und Schüler werden dabei von Lehrerinnen und Lehrern begleitet.« Die Schülerinnen und Schüler fahren demnach gemeinsam mit den Lehrkräften zu den Schulen, an denen getestet wird.
Auf Twitter regt sich dazu Widerstand. »Hoffentlich machen die Eltern den Schwachsinn nicht mit«, schrieb ein User. »Wer habe sich so etwas Krankes ausgedacht?«, schreibt ein anderer.
Auch in den Kommentaren zu dem Eintrag auf dem Blog des Ministeriums spiegelt sich das Unverständnis wider, so schreibt etwa ein Elternvertreter: »Ich finde diese Aktion prinzipiell sehr gut. Die Umsetzung ist allerdings in meinen Augen sehr mangelhaft. Die Schüler der Oberschule Wilsdruff (Abschlussklassen) sollen am 19.1. alle mit dem Bus extra nach Freital fahren und sich dann dort testen lassen. Das widerspricht klar der Vorgabe, ÖPNV zu entlasten und Abstand zu halten. Das Infektionsrisiko auf der Hinfahrt ist klar gegeben und erhöht.«
Im Bildungsministerium sieht man das nicht so eng: »In den Städten fahren die Schülerinnen und Schüler mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Testschulen und auf dem Land wird es extra Busse geben«, sagte eine Referentin aus dem Bildungsministerium dem SPIEGEL. Auf dem Land würden die Schüler ohnehin jeden Tag klassenweise in den Bussen zur Schule fahren.
Roman Schulz, Sprecher des Landesamtes für Bildung und Schule sagt, anders habe man es so schnell und in der Größenordnung nicht hinbekommen. Es würden etwa 50.000 Personen an 100 Schulen getestet. Natürlich sei das mit Bewegung verbunden, Schüler müssten für die Tests andere Schulen besuchen. Aber es gebe einen genauen Ablaufplan. Die Tests hätten auch nicht an die Schulen geschickt werden können: »Wir brauchen ja medizinisches Personal, die sie durchführen können«, sagt Schulz. An den Testschulen seien alle mit Schutzausrüstungen versorgt worden. »Wir hätten ja nicht an Hunderte Schulen in Sachsen einfach eine Kiste mit Brillen und Anzügen hinstellen können.«
Jedes Land ein bisschen anders
Auch Berlin will flächendeckende Schnelltests an den Schulen der Hauptstadt ermöglichen. Das sagte Bildungssenatorin Sandra Scheers dem »Tagesspiegel«. Mehrere Anbieter von Schnelltests seien bereits in den Blick genommen worden, ein Konzept soll erstellt werden.
In Sachsen-Anhalt hat das Land bereits in der vergangenen Woche Zehntausende Schnelltests an Lehrkräfte und anderes Schulpersonal verteilt und ein Tutorial dazu veröffentlicht, wie der MDR meldet. Die Angestellten sollten sich testen lassen, obwohl die Schulen in dem Land weitgehend geschlossen bleiben. Zu den Test aufgerufen sind Lehrerinnen, Lehrer, pädagogische Mitarbeiter, Schulsozialarbeiter, Hausmeister und Sekretärinnen der über 900 staatlichen und privaten Schulen.
Im Dezember hatte die Bundesregierung angekündigt, dass Kitas und Schulen grundsätzlich eigenständig Schnelltests beziehen und nutzen könnten. »Lehrer werden sich selbst testen dürfen. Und die Schulträger können bei Bedarf mit geschultem Personal Tests vor Ort durchführen«, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), wie auf der Seite der Bundesregierung zu lesen ist.