Im Zuge der Coronakrise Eltern kritisieren fehlende Hygiene an Schulen

Sanitäre Einrichtungen, die "in der Vielzahl nicht den aktuell geltenden Standards entsprechen": Der Bundeselternrat übt scharfe Kritik an den Hygienevoraussetzungen in vielen Schulen.
Händewaschen zur Gesundheitsprophylaxe: Das sei längst nicht an allen Schulen der Normalfall, sagt der Bundeselternrat

Händewaschen zur Gesundheitsprophylaxe: Das sei längst nicht an allen Schulen der Normalfall, sagt der Bundeselternrat

Foto: Marius Becker/ picture-alliance/ dpa

Von flächendeckenden Schulschließungen hält Stephan Wassmuth "derzeit" nicht viel. Der Vorsitzende des Bundeselternrats sieht angesichts des Coronavirus aber ein anderes, viel dringenderes Problem an Schulen: "Wir müssen aufpassen, wir müssen Hygienemaßnahmen einhalten", sagte Wassmuth am Montag der Nachrichtenagentur dpa.

Über Schließungen müsse man erst dann nachdenken, wenn es konkrete Infektionsketten gebe, die unterbrochen werden sollen. Schließungen aus Verdacht oder zur generellen Vorbeugung lehne er deshalb ab, so Wassmuth. Denn schon jetzt gebe es zu viele Stundenausfälle. "Es gibt viel Unsicherheit", sagte Wassmuth mit Blick auf die Eltern. Er warnte aber vor einer Panik vor dem neuartigen Virus.

Der Vorsitzende des Bundeselternrats hält allerdings die Hygiene in vielen Schulen für unzureichend. "Wir haben einen riesigen Sanierungsstau", sagte Wassmuth. "Die sanitären Einrichtungen entsprechen in der Vielzahl nicht den aktuell geltenden Standards, geschweige denn den Hygienevorschriften."

"Grob fahrlässig"

Das sei letztlich eine Frage des Geldes, aber auch von Versäumnissen in den vergangenen Jahren. Die Toilettenanlagen staatlicher Schulen genügten heute in zahlreichen Fällen nicht mehr den Anforderungen, so Wassmuth - Seife und Handtücher oder Händetrockner fehlten in Toiletten, auch in Klassenräumen. "Ganz viele Toiletten sind auch geschlossen."

Wassmuth forderte deshalb von den Schulträgern ein Maßnahmenpaket zur schnellen Verbesserung der Hygienesituation an den Schulen. Dazu gehören aus Sicht des Bundeselternrats:

  • der Einsatz von zusätzlichem Reinigungspersonal,

  • die tägliche Reinigung insbesondere der Sanitäranlagen, Türgriffe und Handläufe in allen Schulen,

  • Handseife, Papierhandtücher und Desinfektionsmittel "in ausreichendem Maß", und zwar dauerhaft und nicht nur in der aktuellen Gefährdungslage durch das Coronavirus.

Die Städte und Gemeinden als Schulträger seien bei den Schultoiletten "in der Verpflichtung und in der Verantwortung", so Wassmuth. Würden die Hygienemängel nicht schnellstmöglich abgestellt, werde die Fürsorgepflicht des Staates "grob fahrlässig verletzt".

him/dpa
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