Digitaler Schulunterricht Dienstlaptops für Lehrer? Ja, irgendwann...

Bis zum Jahresende sollten alle Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland einen Dienstlaptop erhalten. Doch daraus wird erst einmal nichts, wie jetzt die Bundesregierung zugibt.
Lehrerin am Laptop (während der Schulschließungen im April 2020)

Lehrerin am Laptop (während der Schulschließungen im April 2020)

Foto: Kay Nietfeld / dpa

Dienstlaptops für alle Lehrkräfte bis zum Jahresende, dazu eine Datenflatrate für Schülerinnen und Schüler für zehn Euro im Monat: Mit diesen Versprechen hatten Bundes- und Landesregierungen beim Schulgipfel Mitte August im Kanzleramt die Digitalisierung in den Klassenzimmern in Schwung bringen wollen.

Jetzt zeigt sich: Schnelle Fortschritte sind derzeit nicht zu erwarten. Und die Umsetzung fällt auch anders aus, als es die Bildungsministerinnen und -minister noch im August angekündigt und bei einem weiteren Bildungstreffen im September bestätigt hatten. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervor, die dem SPIEGEL vorliegt.

Demnach ist offen, wann die vereinbarten 500 Millionen Euro für das "Sofortausstattungsprogramm für digitale Endgeräte für Lehrkräfte" fließen. Von "sofort" kann jedenfalls keine Rede mehr sein: Bund und Länder seien "in Verhandlungen eingetreten, die derzeit andauern", schreibt Thomas Rachel, Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, zur FDP-Anfrage. Antworten auf die Frage, wann die Bundesländer mit dem Geld rechnen können und wann die Lehrkräfte ihre Dienstlaptops erhalten sollen, hat er nicht.

"Ein Armutszeugnis"

Das sei angesichts der Ankündigungen "ernüchternd", sagt Katja Suding, stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion: "Es wird mit jedem Tag unwahrscheinlicher, dass die Lehrerlaptops noch in diesem Jahr bei den Schulen ankommen." Angesichts der steigenden Zahl von Corona-bedingt geschlossenen Schulen sei das "ein Armutszeugnis" für Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU).

Am Mittwoch war bekannt geworden, dass derzeit rund 300.000 Schulkinder sowie rund 30.000 Lehrkräfte in Quarantäne sind, Tendenz steigend. Angesichts dieser Entwicklung drohe in den nächsten Wochen ein "Unterrichtsdesaster", befürchtet Suding.

Auch bei der geplanten Bildungsflatrate für Schülerinnen und Schüler mache die Bildungsministerin keine gute Figur. Noch im September hatte Karliczek versprochen, dass es für alle Schüler eine Datenflatrate geben soll – für zehn Euro im Monat. Dieses Vorhaben wurde mittlerweile abgespeckt, jetzt sollen nur noch diejenigen Kinder einen günstigen Zugang bekommen, die bei ihrer Schule ein Endgerät für den digitalen Unterricht leihen. Im Übrigen schließe die Bundesregierung auch gar keine entsprechenden Verträge mit den Telekommunikationsunternehmen ab, heißt es in der Antwort des Bundesbildungsministeriums.

"Anja Karliczek lässt Kinder aus sozial benachteiligten Familien im Stich", sagt Katja Suding. Die Begrenzung des Angebots auf ausgewählte Kinder sei "ein Angriff auf die Chancengerechtigkeit".

him
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