Für jede Glaubensrichtung Ruhr-Uni Bochum prüft nicht mehr an religiösen Feiertagen

"Bundesweit vorbildhaft": Vorlesung an der Ruhr-Universität Bochum (Archivbild)
Foto: Fabian Stratenschulte/ picture alliance / dpaSchabbat oder Opferfest, der Märtyrertod des Báb oder das Kreuzauffindungsfest: Mit einem Verzicht auf jegliche Prüfungen an religiösen Feiertagen verschiedener Religionen will die Uni in Bochum bundesweit Vorreiter sein. Die Ruhr-Universität (RUB) ist damit nach eigenen Angaben die erste Universität in Deutschland, die sich per Senatsbeschluss dazu verpflichtet hat, Prüfungstermine so festzulegen, dass sie nicht mit religiösem Arbeitsverbot oder hohen Feiertagen kollidieren.
Der Beschluss gelte für alle Religionsgemeinschaften, teilte die Hochschule am Mittwoch mit. "Die RUB geht damit als religionssensibel und Diversität achtende Universität bundesweit vorbildhaft voran", sagt Isolde Karle, Professorin für evangelische Theologie und Initiatorin des Beschlusses.
Relevant sei die Regelung etwa für orthodoxe Juden aufgrund des Schreibverbots am Schabbat oder für Muslime im Hinblick auf hohe Feiertage wie das Opferfest. Die christlichen Feiertage sind in Deutschland ohnehin gesetzlich geschützt. Notfalls müssten für Betroffene zeitnahe Ersatztermine angeboten werden, wenn diese entsprechende Nachweise vorlegten, heißt es in einer Erklärung der Universität .
Isolde Karle vermutet, dass nur sehr wenige Studentinnen und Studenten die neue Regelung nutzen werden. "Infrage kommt dies insbesondere für observante jüdische Studierende, da sprechen wir über eine Zahl im ganz niedrigen zweistelligen Bereich", so Karle. Der Beschluss sei daher auch ein Zeichen der Uni gegen zunehmenden Antisemitismus in Deutschland.