Deutsche Sprache "Lost" ist Jugendwort des Jahres

Der Begriff soll ahnungsloses und unsicheres Handeln beschreiben: "Lost" hat sich bei der Wahl zum "Jugendwort des Jahres 2020" durchgesetzt - gegen zwei weitere Wörter, bei denen viele Erwachsene "lost" sein dürften.
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Sebastian Gollnow / dpa

"Lost" ist das "Jugendwort des Jahres" 2020. Mit dem Begriff wird ahnungsloses und unsicheres Verhalten beschrieben. Mit 48 Prozent der Stimmen hat es sich gegen die Finalisten "Cringe" und "Wyld/Wild" durchgesetzt, wie eine Sprecherin des Pons-Verlags in Stuttgart sagte.

Jugendliche waren im Internet aufgerufen, Vorschläge einzureichen und das Wort in mehreren Abstimmungen auszuwählen. Eine Jury hatte zwischendurch aus den besten Vorschlägen zehn Wörter zusammengestellt. Mehr als eine Million Stimmen wurden laut Verlag in dem Wettbewerb abgegeben, der im Juni gestartet war.

"Cringe", das sich mit 28 Prozent der Stimmen nicht durchsetzen konnte, beschreibt etwas Peinliches und Unangenehmes, dass man bei sich oder anderen beobachtet - teils also auch Fremdschämen. Jugendliche nutzen "Wyld" oder "Wild", um etwas Krasses und Besonderes umschreiben.

Im Finale standen in diesem Jahr drei englische Wörter. Sprachwissenschaftlerin Artemis Alexiadou von der Berliner Humboldt-Universität erklärt das so: "Junge Leute bauen oft eigene Merkmale in ihre Sprache ein, um sich von der Elterngeneration abzugrenzen. Da bietet es sich an, auf das Englische zurückgreifen." Die Jugend sei über die sozialen Medien gut vernetzt, dort werde viel Englisch gesprochen.

"In der letzten Zeit habe ich es öfters benutzt, wenn ich etwas nicht verstanden habe. Vor allem, weil zurzeit so viele unerwartete Ereignisse passieren." Das Vokabular werde durch Worte wie "Lost" bereichert, wenn man effizient sagen möchte, man selbst oder jemand anderes sei ahnungslos oder unentschlossen.

Jahrelang hatte der Langenscheidt-Verlag die Wahl in München veranstaltet. Dann wurde Langenscheidt Anfang 2019 von Pons übernommen. 2019 pausierte die Wahl des Jugendworts, die auch als Werbeaktion umstritten ist.

In der Vergangenheit wurden Wortschöpfungen wie "Smombie" - ein Kunstwort aus Smartphone und Zombie - und Sätze wie "Läuft bei dir" gekürt. "Ehrenmann/Ehrenfrau" war 2018 dabei, eine Wortschöpfung für "jemanden, der etwas Besonderes für dich tut".

wit/dpa

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