Landkreis Rosenheim Behörden schließen mutmaßliche »Querdenker«-Schule

In Oberbayern haben die Behörden den nicht genehmigten Schulbetrieb auf einem Bauernhof untersagt. Bei den rund 50 Schülern soll es sich um sogenannte »Testverweigerer«-Kinder handeln.
Kinder, die sich nicht auf Corona testen lassen, dürfen nicht am Präsenzunterricht teilnehmen (Symbolbild)

Kinder, die sich nicht auf Corona testen lassen, dürfen nicht am Präsenzunterricht teilnehmen (Symbolbild)

Foto: Julian Stratenschulte / dpa

Vertreter der sogenannten »Querdenker«- und »Reichsbürger«-Szene haben möglicherweise versucht, in Oberbayern eine eigene Schule aufzubauen. In Schechen im Landkreis Rosenheim haben Behörden eine privat geführte Ersatzschule geschlossen.

Wie das Landratsamt Rosenheim mitteilt , wurden auf einem alten Bauernhof in Deutelhausen etwa »50 Kinder und Jugendliche der Jahrgangsstufen 1 bis 9 ohne die erforderliche schulaufsichtliche Genehmigung unterrichtet«. Die staatliche Schulaufsichtsbehörde Oberbayern hat deshalb den Betrieb einstellen lassen. Es sei nicht sichergestellt, dass die Lehrinhalte denen einer öffentlichen Schule entsprächen. Einer Person wurde die »Tätigkeit als Leitung und als Lehrkraft in dieser Einrichtung untersagt«.

In den Unterlagen zur Schule gebe es Hinweise auf das Gedankengut der »Querdenker« und »Reichsbürger«, sagte der Sprecher der Regierung von Oberbayern, Wolfgang Rupp. Ob die Eltern der unterrichteten Kinder auch diesen Szenen zuzuordnen seien, könne aber noch nicht gesagt werden.

Die Einrichtung soll Jungen und Mädchen aus dem ganzen Landkreis und darüber hinaus aufgenommen haben. Wie lange dort schon Unterricht angeboten wurde, sei unklar. Recherchen des Bayerischen Rundfunks  zufolge gelten auf dem Gelände des Bauernhofs keine Coronaregeln. In öffentlichen Schulen sind wegen der Pandemie regelmäßige Coronatests vorgeschrieben. Kinder, die sich nicht testen lassen, können nicht am Präsenzunterricht teilnehmen.

Laut BR handelt es sich bei den Kindern auf dem Bauernhof offenbar um solche »Testverweigerer«-Kinder, deren Eltern gegen die Tests und die Maskenpflicht sind.

Im Gespräch mit dem BR wies die Leiterin der Einrichtung die Bezeichnung »Querdenker-Schule« zurück. Sie sprach sich dafür aus, den Betrieb fortzusetzen. Laut Landkreis drohen dann Zwangsgelder in Höhe von bis zu 20.000 Euro.

Eine angebliche Stiftung wollte den Angaben zufolge sogar Verträge mit den Eltern schließen, um deren Kinder gegen Bezahlung auf dem Bauernhof zu unterrichten. In einem Fall habe ein Elternteil das Kind daraufhin sogar offiziell von einer staatlichen Schule abgemeldet und an der nicht zugelassenen Privatschule angemeldet. »Das war strategisch etwas blöd«, sagte Rupp.

Das Landratsamt Rosenheim als Bauaufsichtsbehörde wies zudem darauf hin, dass auch keine baurechtliche Genehmigung des Gebäudes für »die Nutzung zu schulischen Zwecken« vorlag.

kim/dpa
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