Universität Hamburg
Lucke hält im Sommer wohl keine Pflichtvorlesung
Die Rückkehr des ersten AfD-Parteichefs und Wirtschaftsprofessors Bernd Lucke an die Universität Hamburg löste wütende Proteste aus. Wie geht es jetzt weiter?
Bernd Lucke verlässt nach seiner Antrittsvorlesung im Oktober den Hörsaal
Foto: Markus Scholz/ dpa
Der AfD-Gründer und Volkswirtschafts-Professor Bernd Lucke wird im kommenden Sommersemester an der Universität Hamburg voraussichtlich keine Vorlesungen mehr halten, die Studierende verpflichtend besuchen müssen. "Das ist nach derzeitiger Planung nicht vorgesehen", heißt es aus dem Präsidium der Exzellenz-Hochschule. Stattdessen solle er Seminare und Vorlesungen im Wahlpflichtbereich abhalten. "Die finale Entscheidung fällt allerdings der Fachbereich Volkswirtschaftslehre, er hat aus wissenschaftlicher Sicht das letzte Wort." Das Vorlesungsverzeichnis für das Sommersemester 2020 erscheint Anfang Februar.
Lucke hatte die AfD 2015 verlassen. Im vergangenen Herbst kehrte der Ökonom als Professor für Volkswirtschaftslehre an die Universität Hamburg zurück. Er hatte seinen Posten ruhen lassen, solange er sich parteipolitisch engagiert hatte.
Wochenlang demonstrierten Studierende und Aktivisten im Herbst gegen den Dozenten, sie bezeichneten Lucke unter anderem als "Nazischwein". Die Vorlesung "Makroökonomik II" musste aus Sicherheitsgründen mehrfach abgebrochen werden, später wurde sie in einen Hörsaal des Fachbereiches Physik verlegt, der weniger leicht zugänglich war. Die Universität Hamburg setzte einen privaten Sicherheitsdienst ein. Die Kosten hierfür beliefen sich nach Angaben der Hochschule auf mehr als 100.000 Euro. Die Vorfälle lösten eine bundesweite Debatte über Meinungsfreiheit aus.
Luckes Vorlesung "Makroökonomik II" ist an der Universität Hamburg eine Pflichtveranstaltung im Bachelor-Studiengang Volkswirtschaftslehre. Nachdem die Proteste gegen Bernd Lucke eskaliert waren, bot die Hochschule als Ausweichmöglichkeit eine parallele Veranstaltung bei einer anderen Dozentin an.
Inzwischen hat sich die Aufregung weitgehend gelegt, die Demonstranten sind verschwunden – nur der private Sicherheitsdienst ist noch da. Wer die Vorlesung Makroökonomik II besuchen möchte, muss am Eingang den Ausweis vorzeigen. Laut Polizei gab es in den vergangenen Wochen keine Störungen mehr. In einem Interview vor wenigen Tagen sagte Lucke, er sei dafür, "die Sicherheitsmaßnahmen jetzt zu beenden. Irgendwann muss man ja doch ausprobieren, was passiert." Die Hochschule wollte sich zu diesem Vorschlag bisher nicht äußern.
Anmerkung: In einer früheren Version hieß es, Makroökonomik II sei eine Pflichtveranstaltung im Master-Studiengang Volkswirtschaftslehre der Universität Hamburg. Wir haben den Fehler korrigiert.