Klimaprotest an der Hochschule Ravensburg-Weingarten Professor muss wegen Baumbesetzung 4000 Euro zahlen

Wolfang Ertel (M.) vor dem Gericht in Ravensburg
Foto:Felix Kästle / dpa
Weil er mit Klimaaktivisten an seiner Hochschule unangemeldet einen Baum besetzt hatte, ist ein Professor von einem Gericht in Ravensburg zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Das Amtsgericht legte eine Strafe von 40 Tagessätzen zu je 100 Euro fest, wie ein Sprecher des Gerichts mitteilte.
Die Richter folgten demnach der Darstellung des Hochschullehrers Wolfgang Ertel nicht, der als Leiter des Instituts für Künstliche Intelligenz an der Hochschule Ravensburg-Weingarten (RWU) fungiert.
Ertel hatte argumentiert, dass er mit der Besetzung eines Baums und dem Anbringen eines Banners an der RWU im Mai 2021 aus Notwehr gehandelt habe, weil er auf Missstände aufmerksam machen wollte. Er gestand die Tat den Angaben nach, bestritt aber die Strafbarkeit seines Handelns. Aus Sicht der Richter hätte Ertel sein Ziel auch erreichen können, indem er die Versammlung angemeldet hätte.
Zusammen mit Klimaaktivisten hatte Ertel mit der Aktion unter anderem gefordert, dass die Heizungen in den Hörsälen an der RWU nicht mehr permanent laufen, sondern intelligent gesteuert werden sollen. Die Staatsanwaltschaft warf ihm einen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz vor und ließ ihm einen Strafbefehl mit Geldstrafe zukommen.
Weil Ertel Einspruch einlegte, landete der Fall vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Geldstrafe von 5000 Euro gefordert und hat nach Angaben des Gerichts bereits Berufung eingelegt.
Verurteilt – aber trotzdem erfolgreich
Abseits des Rechtsstreits hatte der Professor dagegen bereits Erfolg. Nach der Aktion erhielt Ertel einen Anruf von Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne). Das Ministerium kündigte an, »Optimierungspotenziale« beim Energiemanagement an der Hochschule zu prüfen.
Zudem baute die RWU nach eigenen Angaben eine intelligente Heizungssteuerung in einem Gebäude ein. Auch soll die Hochschule laut Ministerium als eine von neun Hochschulen im Land noch in diesem Jahr einen Klimaschutzmanager bekommen – vor allem, um Einsparmöglichkeiten bei den Gebäuden zu nutzen.