Schulöffnungen nach Corona Einige Bundesländer machen Eltern Hoffnung auf Normalität

Schüler eines Gymnasiums in Frankfurt am Main nach der Rückkehr in die Schule bei der Hygieneunterweisung
Foto:Arne Dedert/ dpa
Das Zauberwort heißt "Regelbetrieb", und es wirkt fast wie ein Wettlauf: Mehrere Bundesländer kündigten am Dienstag kurz nacheinander an, in Schulen und Kitas wieder zum gewohnten Alltag zurückkehren zu wollen - verbunden mit einem konkreten Termin. Gleichzeitig traten die Ministerpräsidenten aber auch schon einmal vorsorglich auf die Bremse.
So stellte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) einerseits einen Regelbetrieb nach den Sommerferien in Aussicht. Dafür müssten allerdings die Voraussetzungen stimmen, schränkte Ramelow nach Beratungen des Kabinetts in Erfurt ein. Alle Menschen, die in Schulen oder Kindergärten arbeiteten, sollten seiner Meinung nach ein Recht auf Corona-Tests haben. "Wir wollen über sogenannte Pool-Testungen in Kindergärten oder in Schulen hineingehen - ohne dass es dort einen Verdachtsfall gibt", sagte Ramelow.
Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) macht für die Zeit nach den Sommerferien Hoffnung auf eine Rückkehr der Schulen zur Normalität. "Schön wäre ein Regelbetrieb", sagte Söder in München, "vielleicht geben es die Infektionszahlen auch her." Im selben Atemzug sicherte sich Söder aber auch ab: Falls die Entwicklung schlecht laufe, müsse man weiterhin Maßnahmen ergreifen.
"Sehr gefährliche Kommunikation"
Eine Prognose zum Start des neuen Schuljahrs sei derzeit nicht möglich. Söder mahnte deshalb zur Vorsicht. Wenn man nicht wisse, was einen erwarte, sei es klüger, Schritt für Schritt zu gehen, statt ins Ungewisse zu springen.
Sachsen-Anhalt kündigte am Dienstag zwar nur einen "eingeschränkten Regelbetrieb" für die Grundschulen an, den allerdings soll es spätestens ab 15. Juni geben: Dann sollen alle Kinder der Primarstufe wieder täglich im Klassenzimmer unterrichtet werden, sagte Bildungsminister Marco Tullner (CDU).
Die Grundschulkinder bleiben dafür in ihren gewohnten Klassenstärken zusammen, Abstandsregeln werden gelockert, dafür sollen sie räumlich von anderen Klassen getrennt und immer vom selben Lehrer unterrichtet werden - ein Konzept, wie es auch in Sachsen verfolgt wird.
SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil sieht die Vorstöße aus den Bundesländern kritisch. "Manche Länderchefs erwecken den Eindruck, wir seien über den Berg und hätten das Coronavirus besiegt und alles sei gut. Das halte ich für eine sehr gefährliche Kommunikation", sagte er im RTL-"Mittagsjournal".
Mit Blick auf die Öffnung der Bildungseinrichtungen sagte Klingbeil: "Wir brauchen für die Schulen Standards, wie man wieder zusammenkommt, auch für die Lehrer, wie sie in diesen Zeiten unterrichten können." Für den Kita-Bereich müssten Nachbarschaftsnetzwerke zugelassen werden, "wo sich drei, vier Familien treffen, wo man im Austausch ist, wo die Kinder jemanden haben zum Spielen". Er widersprach jedoch Kritik, die Kinder seien in der Coronakrise bisher vergessen worden.