Statistisches Bundesamt Große Unterschiede bei der Kinderbetreuung zwischen Ost und West

In der DDR war es üblich, Kleinkinder in der Kita zu betreuen, in der Bundesrepublik über Jahrzehnte eher nicht. Das wirkt offenbar bis heute fort, wie Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen.
Krippenkinder beim Mittagessen: In Ostdeutschland ist die Betreuungsquote von Kindern unter drei Jahren höher als im Westen (Symbolbild)

Krippenkinder beim Mittagessen: In Ostdeutschland ist die Betreuungsquote von Kindern unter drei Jahren höher als im Westen (Symbolbild)

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Georg Wendt/ picture alliance/dpa

30 Jahre nach der Wiedervereinigung sind die Unterschiede bei der Kinderbetreuung zwischen West- und Ostdeutschland weiter gravierend. Im Osten werden weiter deutlich mehr Kleinkinder im Alter von unter drei Jahren in Kitas oder von Tagesmüttern- und vätern betreut als im Westen. Hier sind allerdings auch die Unterschiede zwischen einzelnen Landkreisen immens, wie eine Auswertung des Statistischen Bundesamts  zeigt.

Die Ergebnisse im Überblick:

  • In 68 der 77 ostdeutschen Landkreise und kreisfreien Städte (einschließlich Berlin) wurden im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte aller Kinder unter drei Jahren in einer Tageseinrichtung, zum Beispiel in einer Kita oder bei Tagesmüttern oder -vätern betreut. Diese 50-Prozent-Marke wurde jedoch in keinem westdeutschen Kreis erreicht.

  • Sachsen-Anhalt hatte bundesweit die höchsten Betreuungsquoten unter dreijähriger Kinder. An der Spitze lag der Landkreis Börde mit 62,4 Prozent.

  • In den westdeutschen Bundesländern gab es die höchsten Betreuungsquoten bei unter dreijährigen Kindern in den Städten Hamburg (46,6 Prozent), gefolgt von Heidelberg (46,1 Prozent) und Freiburg im Breisgau (44,2 Prozent).

In den einzelnen Altersgruppen der Kleinkinder stellten die Statistiker ebenfalls große Unterschiede zwischen Ost und West fest:

  • Bei den Kindern im Alter von zwei Jahren hatten 73 von 77 ostdeutschen Kreisen eine Betreuungsquote von mindestens 80 Prozent. Das heißt: Vier von fünf Zweijährigen besuchten eine Kita oder Tagespflege. Dieser Wert wurde in Westdeutschland nur in 9 der insgesamt 324 Kreise erreicht.

  • Den bundesweit höchsten Anteil an zweijährigen Kindern in Kitas gab es in der Stadt Rostock: Er lag hier bei 99 Prozent. 

  • Bei Kindern im Alter von einem Jahr lag die Betreuungsquote in ostdeutschen Landkreisen und kreisfreien Städten überall bei mehr als 50 Prozent. Dagegen gab es insgesamt nur vier westdeutsche Landkreise und kreisfreie Städte mit einer entsprechend hohen Quote: Hamburg, Heidelberg, München und die Stadt Freiburg im Breisgau.

Bundesweit werden den Statistikern zufolge nur sehr wenige Kinder außer Haus betreut, die noch kein Jahr alt sind. Hier lag die Betreuungsquote in Ostdeutschland bei 3 Prozent, in Westdeutschland bei 1,7 Prozent.

Deutschland versucht seit Jahren, den Ausbau der Kinderbetreuung voranzutreiben. Seit dem Jahr 2013 haben Kinder ab dem Alter von einem Jahr einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz. In vielen Regionen hinkt das Angebot jedoch deutlich dem Bedarf hinterher.

fok
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