»Heute feiere ich mit euch allen einen großen Sieg« Bewegender Auftritt einer College-Absolventin – die nicht sprechen kann

Elizabeth Bonkers kann seit dem Kleinkindalter nicht mehr sprechen. Trotzdem verschaffte sich die US-Amerikanerin zum Abschluss ihrer Collegezeit vor ihren Kommilitonen Gehör – und erntete dafür viel Applaus.
Elizabeth Bonker: »Gott hat euch eine Stimme gegeben. Nutzt sie.«

Elizabeth Bonker: »Gott hat euch eine Stimme gegeben. Nutzt sie.«

Foto: Rollins College

In ihrer Abschiedsrede spricht sie sechs Minuten lang kein einziges Wort. Trotzdem wird Elizabeth Bonker, die gerade ihren Abschluss am Rollins College  im US-Bundesstaat Florida gemacht hat, für ihre Botschaft gefeiert – von ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen genauso wie weltweit im Netz. Denn Bonker ist Autistin und kann nicht mehr sprechen, seit sie 15 Monate alt war, berichtet der Radiosender NPR .

Umso bewegender und eindringlicher ist der Videomitschnitt ihrer Abschiedsrede, die automatisiert von einer weiblichen Computerstimme vorgetragen wurde. »Gott hat euch eine Stimme gegeben. Nutzt sie«, fordert Bonker ihre Mitschülerinnen und Mitschüler auf, sich für Menschlichkeit einzusetzen und anderen zu dienen. Und fügt dann hinzu: »Nein, die Ironie, dass eine nicht sprechende Autistin euch ermutigt, eure Stimme zu benutzen, ist mir nicht entgangen. Denn wenn ihr einen Wert in mir sehen könnt, dann könnt ihr einen Wert in jedem sehen, den ihr trefft.«

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Die Rede habe sie mit einem Finger Buchstabe für Buchstabe in einen Computer eingegeben, berichtet Elizabeth Bonker. Dass sie dort stehe und die Rede halten könne, sei eine gemeinsame Errungenschaft mit ihrer Klasse und der ganzen Schule. »Ich bin einer der wenigen nicht sprechenden Autisten, denen man das Tippen beigebracht hat. Dieser eine, entscheidende Schritt hat meinen Geist aus seinem stummen Käfig befreit«, sagt die Absolventin.

»Heute feiere ich mit euch allen einen großen Sieg.«

Elizabeth Bonker

Sie habe, wie alle Menschen, die Freiheit, ihren eigenen Weg zu wählen. »Ich persönlich habe mein ganzes Leben lang damit gekämpft, nicht gehört oder akzeptiert zu werden«, sagt Bonker und verweist auf erhebliche Widerstände. So habe der Schulleiter an ihrer Highschool gesagt: »Die Zurückgebliebene kann nicht Abschiedsrednerin werden.« Trotzdem stehe sie jetzt bei dieser Abschlussfeier des Colleges am Rednerpult: »Jeden Tag beschließe ich, kleine Siege zu feiern, und heute feiere ich mit euch allen einen großen Sieg.«

Bonker kündigte an, sich beruflich einen Traum erfüllen zu wollen: Kommunikation für alle. Es gebe 31 Millionen autistische Nichtsprecher auf der Welt, die in einem stummen Käfig eingesperrt seien. »Ich werde mein Leben der Aufgabe widmen, sie von ihrem Leiden im Schweigen zu befreien und ihnen eine Stimme zu geben, damit sie ihren eigenen Weg wählen können.« Mit der von ihr gegründeten gemeinnützigen Organisation Communikation 4 All  wolle sie Barrieren für autistische Nichtsprecher unter anderem in Schulen abbauen.

him
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