Ermordeter Politiker Schüler wollen an Walter Lübcke erinnern - und benennen Schule nach ihm

In Hessen heißt eine Gesamtschule nun nach dem ermordeten Politiker Walter Lübcke. Die Umbenennung geht auf eine Initiative von Schülern zurück, die mit dem alten Namensgeber ihrer Schule ein Problem hatten.
Mit neuem Namen: Festakt an der Walter-Lübcke-Schule in Hessen

Mit neuem Namen: Festakt an der Walter-Lübcke-Schule in Hessen

Foto: Swen Pförtner / dpa

In der Heimat des ermordeten Regierungspräsidenten Walter Lübcke erinnert seit diesem Freitag eine Schule mit ihrem Namen an den hessischen CDU-Politiker. In Wolfhagen wurde die Wilhelm-Filchner-Schule in Walter-Lübcke-Schule unbenannt. Mit der Namenswahl hätten sich die Schüler nicht für eine Person, sondern für eine Grundidee entschieden, sagte Ministerpräsident Volker Bouffier bei einem Festakt.

Als jemand, der sich für Freiheit, Demokratie und Menschlichkeit eingesetzt habe, sei Lübcke ein Vorbild und ein "würdiger Namensgeber", so Bouffier. "Walter war mutig", sagte der CDU-Politiker, "gerade dann, wenn es schwierig wurde, ist er nicht abgetaucht, sondern hat sich gestellt. Dieser Umstand hat ihm an Ende sein Leben gekostet."

Lübcke hatte vor seiner Ermordung immer wieder die Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland verteidigt. Der Politiker war daraufhin bedroht und 2019 vor seinem Haus in Wolfhagen aus nächster Nähe erschossen worden.

Witwe appelliert an Schüler

Die Ehefrau des Ermordeten, Irmgard Braun-Lübcke, appellierte an die Schülerinnen und Schüler, für demokratische Werte einzustehen: "Vor allem aber sagen Sie Ihre Meinung und beziehen klar Position gegen Hass, Hetze und Ausgrenzung, egal ob im beruflichen oder im privaten Bereich, aber insbesondere auch in der digitalen Welt."

Die Initiative für die Umbenennung war von den Schülern ausgegangen. Seit Jahren hatten sich diese an dem Namen ihrer Schule nach dem Forschungsreisenden Wilhelm Filchner (1877-1957) gestört. Filchner habe sich nicht vom Nationalsozialismus distanziert, so die Kritik. Der Forscher war unter anderem Gründungsmitglied der sogenannten Gesellschaft für Rassenhygiene.

Wegen Lübckes Ermordung muss sich seit Juni 2020 der Hauptangeklagte Stephan Ernst vor dem Oberlandesgericht Frankfurt verantworten. Der Generalbundesanwalt geht von rechtsextremen Motiven aus.

fok/AFP/dpa
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