Das Armenviertel Jacarezinho in Rio de Janeiro: mutmaßliche Drogenhändler versuchen sich zu verstecken, fliehen vor der Polizei. Die ist mit einem Großaufgebot angerückt, schwer bewaffnet, mit gepanzerten Fahrzeugen und Helikoptern. Es kommt zu Feuergefechten.
Es war der tödlichste Polizeieinsatz im Bundesstaat Rio seit 16 Jahren. Mindestens 25 Menschen wurden bei der Razzia am Donnerstag erschossen, darunter ein Polizist. Die übrigen waren mutmaßliche Mitglieder einer Drogenbande. Auch Unbeteiligte gerieten in die Schusslinie und wurden verletzt.
Die Polizei nahm die Gruppe ins Visier, da sie nicht nur mit Rauschgift gehandelt, sondern auch Lastwagen ausgeraubt und Zugpassagiere überfallen habe. Überdies rekrutiere sie auch Minderjährige für Straftaten. Auf einer Pressekonferenz präsentierten die Behörden beschlagnahmte Waffen, darunter Artilleriemunition.
Die Favelas Rios leiden seit Jahrzehnten unter der Gewalt von Drogenbanden. Doch auch die gewalttätigen Polizeirazzien gelten als fragwürdig. Menschenrechtsaktivisten kritisieren die Einsätze in den Favelas als unverhältnismäßig und rassistisch.
Amnesty International bezeichnete den Einsatz als »Massaker«.
»Es ist völlig inakzeptabel, dass Sicherheitskräfte immer wieder schwere Menschenrechtsverletzungen begehen, wie heute in Jacarezinho gegen die Bewohner der Favelas, die überwiegend schwarz sind und in Armut leben.«
Die Polizei verteidigt den jüngsten Einsatz. Ohne Polizeipräsenz gewinne der Drogenhandel mehr Macht und dringe immer weiter in die Gesellschaft vor, sagte der Polizeichef.
Rodrigo Oliveira, Polizeichef:
»Alle Vorgaben vom Bundesgerichtshof wurden ausnahmslos eingehalten. Alle Protokolle wurden befolgt. Leider gab es viele Zusammenstöße und wir sollten das Ergebnis nicht feiern, denn viele Menschen sind gestorben. Wir sind untröstlich nach dem Tod unseres Polizisten.«
Das brasilianische Verfassungsgericht hatte kürzlich entschieden, dass Polizeieinsätze während der Coronapandemie nur unter »außergewöhnlichen Umständen« zulässig seien.