Unwetter in Süddeutschland Die Flut von Braunsbach
Michael Knaus arbeitet seit 1984 für den Katastrophenschutz. Aber solche Bilder wie in der Nacht in dem kleinen Ort Braunsbach schockieren auch den Ersten Landesbeamten des Landkreises Schwäbisch Hall. "Ich habe so etwas noch nicht gesehen", sagte er am frühen Morgen während einer eilig einberufenen Pressekonferenz in der Feuerwache im benachbarten Schwäbisch Hall.
Zwei Bäche haben sich in Braunsbach in einen reißenden Strom verwandelt. Bilder und Filme im Internet zeigen, wie Wassermassen in dem 900-Einwohner-Ort alles in ihrem Weg mit sich reißen. Baumstämme werden durch die Straßen gespült, Autos an Hauswände geschoben, Fensterscheiben eingedrückt. Ein völlig zerstörtes Auto steht da, mit Schlamm, Geröll und Unrat aus Pflanzenresten bedeckt, die Motorhaube weggerissen.

Unwetter: Zerstörung in Braunsbach
Der Schlossbach und der Orlacher Bach, die in den Fluss Kocher münden, sind eigentlich relativ klein. In Braunsbach fließt das Wasser normalerweise über Äcker und Wiesen über die Bäche ab. Doch in den vergangenen Stunden sei so viel Regen pro Quadratmeter gefallen wie sonst in mehreren Monaten, sagt Knaus.
In der Nacht versuchten rund 150 Kräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Rotem Kreuz, sich einen Überblick zu verschaffen. Mindestens ein Haus in Braunsbach-Steinkirchen ist völlig zerstört, dort wurden auch zwei Brücken weggerissen. Viele Häuser sind einsturzgefährdet und deshalb unbewohnbar. Sie sollen evakuiert werden, doch teilweise weigerten sich die Menschen, ihre Wohnungen zu verlassen, wie Katastrophenschützer Knaus sagte. Strom- und Wasserversorgung sowie Abwassersystem funktionieren in dem Ort nicht mehr.
Video: Heftige Unwetter in Süddeutschland
Trotz des großen Sachschadens ist in Braunsbach bisher nichts von Verletzten oder gar Toten bekannt. Menschen seien zwar in den Gebäuden an der Hauptverkehrsstraße zunächst vom Wasser eingeschlossen gewesen, sagt Knaus. Sie konnten aber schließlich in Sicherheit gebracht werden.
Es gebe im Bereich des Flusses Jagst noch Meldungen von eingeschlossenen Autos, "weil durch verschiedene Bäche Holz, Schlamm und Geröll über die Straßen verteilt wurden", so Knaus. Der Bereich sollte am frühen Montag abgesucht werden. Knaus geht aber davon aus, dass es auch dort keine Verletzten gibt. "Schlimmstenfalls mussten die Leute die Nacht im Auto zubringen."
Am Sonntagabend und in der Nacht waren mehrere Landkreise in Baden-Württemberg von schweren Unwettern getroffen worden (einen Überblick finden Sie hier). In Schwäbisch Gmünd starb ein Feuerwehrmann und die Person, die er retten wollte. In Weißbach im Hohenlohekreis starb ein Mensch in einer überfluteten Tiefgarage.

Sturm, Blitze, Überschwemmungen: Tausende Helfer, Tausende Einsätze
