
Bud Spencer: Der Dampfhammer
Bud-Spencer-Tunnel in Schwaben Der Dampfhammer kommt
Hamburg - 54 Menschen sitzen im Gemeinderat von Schwäbisch Gmünd, es gibt eine Mehrheit für die CDU, aber keine absolute. Im Normalfall entscheiden die Mitglieder über kleinere und größere Belange einer 60.000-Einwohner-Stadt, die anstehende Landesgartenschau zum Beispiel, oder den Umzug der örtlichen Hochschule. Doch vom Normalfall ist Schwäbisch Gmünd in diesen Tagen weit entfernt.
Bis zum 25. Juli kann auf der Homepage abgestimmt werden, welchen Namen der neue Tunnel an der Bundesstraße 29 bekommen soll. Zur Wahl stehen mehr als 80 Varianten, darunter eine ganz spezielle: "Bud Spencer Tunnel". Dank einer 45.000 Mitglieder starken Facebook-Gruppe bekommt dieser Vorschlag mittlerweile mehr Stimmen als jeder andere.
Die Bürger sollten eingebunden werden in das Tunnelprojekt - das war die Idee hinter der Abstimmung. Nun ist daraus eine Bewegung entstanden, von der Befürworter sagen, sie sei ein Modell für Basisdemokratie im Internetzeitalter. Spötter nennen sie dagegen nur eine "Spaßguerilla".
Damit tue man den Beteiligten Unrecht, sagt Markus Herrmann, Sprecher der Stadt Schwäbisch Gmünd. Viele seien durchaus daran interessiert, einen passenden Namen für den Tunnel finden.
Zehnmal mehr Zugriffe als sonst
An normalen Tagen wird die Homepage von Schwäbisch Gmünd etwa 18.000-mal aufgerufen. Mittlerweile zählen die Verantwortlichen fast 200.000 Besucher täglich. Das Fernsehen berichtet über den Fall, die überregionalen Tageszeitungen ebenfalls. Und so steigt der Druck auf den Gemeinderat von Schwäbisch Gmünd, der am kommenden Mittwoch über den Namen für den Tunnel entscheiden muss.
Anfangs wurde Stadtsprecher Herrmann noch mit den Worten zitiert, einen Tunnel mit dem Namen Bud Spencer werde es nicht geben. Inzwischen sagt er, es sei nichts entschieden. Alle Vorschläge würden offen diskutiert, allerdings bevorzuge der Gemeinderat nach wie vor eine Lösung mit regionalem Bezug. Bürgermeister Richard Arnold (CDU) sagt, er werde durch Mails und SMS "gewaltig unter Druck gesetzt". Dennoch beeilen sich Herrmann und Arnold zu versichern, Schwäbisch Gmünd freue sich über die große Beteiligung.
Viele Bud-Spencer-Fans werfen der Stadt nun vor, sie verhalte sich undemokratisch. Dabei wollte Schwäbisch Gmünd doch das genaue Gegenteil: demokratisch sein, die Bürger mitnehmen. Nun hat die Stadt sogar Menschen mitgenommen, die aus allen Teilen Deutschlands kommen.
Eine basisdemokratische Abstimmung hätte sich auf die Einwohner Schwäbisch Gmünds beschränkt, so Herrmann. Nun wolle man die Strömung aufgreifen. "Dass eine regionale Entscheidung so globalisiert wurde", sagt der Sprecher - ja, er sagt wirklich: globalisiert - "das ist ein neues Phänomen". Damit habe sich die Politik bisher nicht auseinandersetzen müssen.
In den Fünfzigern war er schon einmal vor Ort
Bud Spencer ließ über seinen deutschen Buchverlag verlauten, er fühle sich sehr geehrt. "Ich weiß natürlich, wie unwahrscheinlich es ist, dass dieser Name ausgewählt wird", sagt der 81-Jährige. "Aber falls die Wahl tatsächlich auf 'Bud-Spencer-Tunnel' fällt, werde ich selbstverständlich sehr gern zur Einweihungsfeier kommen!" Nur schwimmen, so Bud Spencer, werde er diesmal leider nicht.
Eine Anspielung auf eine Zeit, in der er noch als Carlo Pedersoli bekannt war und zu den besten Schwimmern Italiens zählte. In den fünfziger Jahren soll er auch einmal bei einem Wettkampf in Schwäbisch Gmünd gestartet sein. Damit sehen seine Fans den von der Stadt geforderten regionalen Bezug gesichert.
Um den Kritikern entgegenzukommen, schlägt Herrmann andere Lösungen vor, um den beliebten Haudrauf in Schwäbisch Gmünd zu würdigen - zum Beispiel im Rahmen der Landesgartenschau 2014. Ob sich der Facebook-Flashmob damit zufrieden gibt, ist fraglich.
Der Gemeinderat von Schwäbisch Gmünd wird am 27. Juli einen Namen auswählen und dem Regierungspräsidium von Baden-Württemberg empfehlen. Das letzte Wort hat dann das Bundesverkehrsministerium. Aus Berlin ist zu hören, dass man sich einem Votum für den "Bud Spencer Tunnel" nicht verschließen würde.