Fleischersatz im Fast Food: Was Burger King, McDonald's & Co für Veganer planen

Dieser Beitrag wurde am 25.04.2019 auf bento.de veröffentlicht.

Vegan zu leben ist heute einfach wie nie. 

Die Kennzeichnungen für Produkte werden Schritt für Schritt besser, altbekannte Fleischgerichte werden aus Soja und Co nachgeahmt und selbst Discounter haben günstiges Convenience-Food aus Pflanzen im Angebot. Gepaart mit ein wenig frischem Gemüse können Hobbyköche sich heute problemlos und ohne großen Zeitaufwand vegan ernähren

Schwierig wird es nur, wenn man unterwegs ist und Appetit auf Fast Food bekommt. Neben kleinen Imbissbuden und Döner-Läden sind auch die deutschen Top 5 der Fast-Food-Ketten überraschend schlecht aufgestellt - vor allem die beiden Burger-Marktriesen McDonalds und Burger King: 

  • Bei McDonalds sind bisher nur die Pommes, Netzkartoffeln, Apfeltaschen sowie der Gartensalat vegan. 
  • Bei Burger King sind nur der Salat und die Apfelpommes vegan.
  • Auch bei Nordsee kann man als Veganer unter anderem auf die Pommes zählen. Spezielle vegane Gerichte hat Nordsee allerdings nicht im Angebot.
  • Bei Subway lässt sich eine Sandwich-Variante für Veganer anpassen, wenn man den Käse weglässt. Aber: Nicht alle Brotsorten sind vegan. Und einen veganen Fleischersatz gibt es ebenfalls nicht.
  • In Großbritannien hat Pizza Hut bereits veganen Käse getestet - in Deutschland gibt es bislang allerdings keine vegane Pizza im Angebot. (peta2 )

Das dünne Angebot irritiert, immerhin sind Markt und Nachfrage rund vegane Lebensmittel in den vergangenen Jahren hierzulande deutlich gewachsen. (Handelsblatt ) Zudem sind Fleisch- und Milchersatz, da sie ohne Tieraufzucht und -schlachtung auskommen, günstig produzierte Stoffe mit hohen Gewinnmargen. Die obendrauf meist sogar länger haltbar sind als das Original. 

Warum lassen sich die Lebensmittel-Riesen diesen Geldtopf bisher entgehen – und überlassen ihn kleineren Ketten? 

Dass sich der Schritt in Richting vegan finanziell lohnen kann, beweist Fleischriese Rügenwalder: Nach dem Start der vegetarischen und veganen Produktlinien Ende 2015 macht das Segment 2018 schon 38 Prozent des Jahresumsatzes aus. Wegen der Nachfrage stellt der Wurstfabrikant zudem immer mehr der gerade erst neu geschaffenen vegetarischen Produkte auf vegan um. 

2017 gab es deutschlandweit allerdings einen Knick in der Vurst-Wachstumskurve. Viele Verbraucher hätten die neuen Ersatzprodukte ausprobiert und für nicht lecker genug befunden, mutmaßte die Gesellschaft für Konsumforschung. (WiWo ) Zurecht: Viele der hierzulande angebotenen Aufschnitte, Veggie-Steaks und Würstchen sind entweder trocken oder glibschig. Vor allem aber schmecken sie meist nicht ansatzweise wie das Original.  

Fleischersatz, der wirklich wie Fleisch schmecken, sich im Mund so anfühlen und gar bluten soll, ist ein vor allem von amerikanischen und israelischen Tech-Konzernen bespieltes Forschungsgebiet. Deutschland ist abgeschlagen mit seinen soliden, aber über die Landesgrenzen hinweg wohl weniger nachgefragten Schnitzel aus Weizen. 

Dabei soll die neue Technologie, wenn es klappt, Millionen Tieren das Leben retten und gleichzeitig das Klima entlasten. Auch deutsche Firmen, etwa die PHW Group hinter Wiesenhof, investieren zwar ebenfalls in die Forschung. Im Handel ist es aber bisher schwer, die Ergebnisse zu schmecken. 

In den USA nimmt Burger King nun testweise den "Impossible Burger" auf die Karte. Aber: Nur als Variante des Whoppers in den 59 BK-Restaurants der US-Stadt St. Louis. 

Wenn der Burger gut ankommt, könnte aus dem Test trotzdem eine Revolution werden. Das blutende Kunst-Patty des "Impossible Burger" wurde schon von Neuseeländischen Politikern als gefährlich für die heimische Fleischindustrie verpöhnt. (CNN ) Dass der Burger Potenzial hat, denkt auch Microsoft-Gründer Bill Gates: Er investierte Millionen in die Firma – ebenso wie in ihren Konkurrenten "Beyond Meat". (Geekwire )

Der "Beyond Meat"-Burger war 2018 noch der einzige aus der Pflanzenfleisch-Riege, der auch in Deutschland verfügbar war. Zuerst nur im Großhandel und in kleinen Restaurants angeboten, steht das Patty ab dem zweiten Quartal 2019 auch im Einzelhandel zum Kauf. (Hier haben wir ihn getestet)

Und bekommt direkt einen Konkurrenten: Nestlé. 

Bei umweltfreundlichen Verbrauchern ist auch dieser Mega-Konzern eher verpöhnt, trotzdem bringt er aktuell den, bei der Namensgebung nicht weit vom "Impossible Burger" entfernten, "Incredible Burger" in den Einzelhandel. Verkauft wird er in Deutschland in Nestlés grün verpackter "Garden Gourmet"-Serie. (vegconomist )

Und noch ein weiterer Konkurrent kündigte sich bei der Recherche für diesen Beitrag an.

Auf unsere Nachfrage, warum die großen Burgerketten keine veganen Burger mit Fleischersatz im Sortiment haben, bekamen wir zuerst zwei Antworten. 

  1. Eine freundliche Abfuhr von Burger King
  2. Ein knappes schriftliches Statement von McDonalds ("Es hat sich bisher gezeigt, dass die Nachfrage nach einem veganen Hauptgericht bei unseren Gästen noch nicht ausreichend groß genug ist.") 

Doch am selben Tag trudelte eine Einladung zu einem Testessen ein – ebenfalls von McDonalds: "Für etwas, was sie in diesem Zusammenhang interessieren könnte." Ein neuer Burger, mit dem McDonald's das vegane Publikum für sich gewinnen will. 

Wie er schmeckt, lest ihr hier.

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