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Sexuelle Aufdringlichkeiten ohne Körperkontakt Catcalling laut Studie weitverbreitet

Anzügliche Bemerkungen oder unerwünschte Bilder sexuellen Inhalts: Viele Frauen in Deutschland mussten schon einmal sogenanntes Catcalling erleben. Die Folgen können gravierend sein, zeigt eine neue Studie.
aus DER SPIEGEL 47/2021
Viele Frauen mussten schon einmal Catcalling erleben (Symbolbild)

Viele Frauen mussten schon einmal Catcalling erleben (Symbolbild)

Foto: olaser / Getty Images

Es geht um sexuelle Aufdringlichkeiten ohne Körperkontakt, darunter auch Belästigung durch Bilder oder Videos sexuellen Inhalts: Viele Menschen, insbesondere Frauen, sind schon einmal Opfer sogenannten Catcallings im öffentlichen Raum oder Internet geworden. Das geht aus einer Onlinebefragung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen hervor, deren Ergebnisse dem SPIEGEL vorliegen.

Die Erhebung hat das Phänomen erstmals für Deutschland untersucht. Von 3908 Befragten – die meisten von ihnen Frauen – gaben gut 90 Prozent an, in den drei Monaten vor der Umfrage wegen ihres Aussehens bewertet worden zu sein. Mehr als die Hälfte erlebte Beleidigungen aufgrund des Geschlechts, sexuelle Annäherungsversuche, sexistische Sprüche und anzügliche Bemerkungen.

Aus: DER SPIEGEL 47/2021

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Auch wenn es dabei keinen physischen Kontakt gebe, dürfe Catcalling nicht verharmlost werden, sagt die Kriminologin Laura-Romina Goede, Mitautorin der Studie. Viele Befragte litten unter den Folgen. So sagte mehr als die Hälfte der Befragten, aufgrund von Erfahrungen mit Catcalling ängstlicher geworden zu sein. 40 Prozent gaben an, wegen Catcallings bestimmte Örtlichkeiten zu meiden. Und acht Prozent änderten nach eigenen Angaben ihren Kleidungsstil.

Catcalling ist bislang in Deutschland weder ein eigener Straftatbestand noch eine Ordnungswidrigkeit. 84 Prozent der Befragten plädieren dafür, dass es künftig sanktioniert wird. Die meisten sind für eine Geldbuße oder -strafe. Die Juristin Anja Schmidt befürwortete im vergangenen Jahr gegenüber dem SPIEGEL ein Gesetz gegen Catcalling, auch wenn einige Äußerungen schon heute als Beleidigung geahndet werden könnten. »Eindeutiger wäre die Sache, wenn wir einen Straftatbestand der verbalen sexuellen Belästigung hätten«, sagte sie.

Die Debatte über Catcalling hatte in Deutschland vor allem durch eine Petition  der Studentin Antonia Quell größere Aufmerksamkeit erlangt. Unter dem Titel »ES IST 2020. CATCALLING SOLLTE STRAFBAR SEIN« wurden fast 70.000 Stimmen gesammelt.

bbr
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