
Dieser Beitrag wurde am 28.08.2018 auf bento.de veröffentlicht.
Nach den Ausschreitungen in Chemnitz, bei denen es zu Übergriffen zwischen gewaltbereiten rechten und linken Demonstranten kam, zieht die Polizei Chemnitz nun eine erste umfassende Bilanz. Dass die Einsatzkräfte überfordert waren, räumte die Polizei bereits ein.
Jetzt mussten auch die Verletztenzahlen erhöht werden.
So sahen die Ausschreitungen am Montagabend in Chemnitz in Zahlen aus:
- Insgesamt beteiligten sich rund 6000 Menschen an der Demonstration der rechten Bürgerbewegung Pro Chemnitz.
- Ihnen gegenüber standen laut Polizei rund 1500 Gegendemonstranten aus dem linken Spektrum.
- Die Polizei war mit 591 Beamten im Einsatz.
- Es gab 20 Verletzte: 18 Demonstranten und zwei Polizisten.
- Es wurden 43 Strafanzeigen unter anderem wegen Körperverletzung, Landfriedensbruchs, Verstößen gegen das Versammlungsgesetz und Zeigens des Hitlergrußes gestellt
- Zehn rechtsradikalen Demonstrationsteilnehmern wird das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (das Zeigen des Hitlergrußes) vorgeworfen. Es seien Personalien aufgenommen worden. Festnahmen gab es aber nicht, wie ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur dpa sagte.
Die Polizei räumte ein, die Situation unterschätzt zu haben.
Angezeigt waren vorab rund tausend Teilnehmer bei den Rechten und 500 bei den Linken. Während der Einsatzplanung sei bereits von einer deutlich höheren Gesamtteilnehmerzahl ausgegangen worden.
Aufgrund "offensichtlich bundesweiter Mobilisierung" habe die Zahl der Demonstranten aber noch weit höher gelegen. Dennoch geht die Polizeiführung davon aus, dass die Versammlungsfreiheit und die Sicherheit der Teilnehmer "weitgehend" gewährleistet worden sei.
Was war der Auslöser für die Ausschreitungen in Chemnitz?
- In der Nacht von Samstag auf Sonntag war ein 35 Jahre alter Mann am Rande des Chemnitzer Stadtfestes durch Messerstiche getötet worden. Gegen einen 23-jährigen Syrer und einen 22-jährigen Mann aus dem Irak wurde Haftbefehl erlassen. (bento)
- Details zum Motiv und zum genauen Ablauf sind bisher nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft schließt allerdings Notwehr aus.
- Noch bevor die Polizei die Verhaftung der beiden Männer bekanntgegeben hatte, verabredeten sich Rechtsextreme über die sozialen Netzwerke zu einem Marsch.
- Am Rande der Demo soll es zu Rangeleien und Übergriffen zwischen gewaltbereiten rechten und linken Demonstranten gekommen sein.
- Zudem gingen Rechtsextreme auf ausländisch aussehende Menschen los: Videos in den sozialen Netzwerken zeigen die Übergriffe.
Mit Material von dpa