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Gestorben Christiane Hörbiger, 84

aus DER SPIEGEL 49/2022
Foto:

Christian Charisius / picture alliance

Unvergessen ist die Szene in der Mediensatire »Schtonk!«, in der sie 1992 als Nichte des NS-Kriegsverbrechers Hermann Göring auftritt. Einem Verlagsleiter, der damit protzt, dass sein Onkel gegen die Nazis im Widerstand war, raunt sie da schnippisch zu: »Ja, für unsere Verwandtschaft können wir ja wohl beide nichts.« Das war einer dieser Momente, in dem die Österreicherin die von ihr im Fernsehen und auf der Bühne kultivierte Heiterkeit gekonnt in schneidigen Sarkasmus verwandelte. Christiane Hörbiger war der Spross einer Schauspielerdynastie: Vater Attila Hörbiger war lange gefeiertes Mitglied im Ensemble des Wiener Burgtheaters, die Mutter Paula Wessely hatte im Theater in der Josefstadt unter Max Reinhardt Bekanntheit erlangt, der Theater- und Filmsuperstar Paul Hörbiger war ihr Onkel.

Schon mit Anfang zwanzig spielte Christiane Hörbiger die Recha in Gotthold Ephraim Lessings »Nathan der Weise« an der Burg, die Kritiken waren allerdings katastrophal, ab 1969 war sie mehrere Jahre lang die gefeierte Buhlschaft im Salzburger »Jedermann«. 1965 spielte sie neben dem Volksschauspieler Willy Millowitsch in der TV-Serie »Donaug’schichten«. Die Künstlerin aus Wiener Theateradel hatte nie Berührungsängste mit dem Volkstümlichen oder dem Boulevard. Ab 1987 verkörperte sie in »Das Erbe der Guldenburgs« das Oberhaupt einer adeligen Bierbrauerfamilie. Auch diese Hochglanzseifenoper prägte sie elegant und humorvoll. Christiane Hörbiger starb am 30. November in Wien.

cbu
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