Chronologie Die spektakulärsten Entführungen
Frankfurt am Main - Immer wieder sind reiche Familien das Ziel von Lösegelderpressern. Der mit 30 Millionen Mark (15,3 Millionen Euro) bislang höchste Betrag wurde im April 1996 für den Hamburger Millionen-Erben Jan Philipp Reemtsma gezahlt, der sich 33 Tage lang in den Händen seiner Entführer befand. Die meisten Kidnapper in Deutschland sind Gelegenheitskriminelle. In den meisten Fällen wurden die Täter gefasst und verurteilt. Eine Übersicht der spektakulärsten Entführungsfälle in Deutschland in den vergangenen Jahren:
6.6.1998: Der BWL-Student Bodo Janssen, 24, Sohn eines Bauunternehmers aus Emden, wird von Erpressern sieben Tage lang in einer Hochhaus-Wohnung in Hamburg gefangen gehalten, bis ein Polizeikommando ihn befreit. Am Tag zuvor hatte der Vater 3 Millionen Mark Lösegeld übergeben. Alle sechs Kidnapper werden gefasst und verurteilt. 2,5 Millionen Mark werden in Österreich sicher gestellt.
1.10.1996: Der Frankfurter Kaufmann Jakub Fiszman, 40, wird vor seinem Büro überwältigt und in einer Garage versteckt. Am 4. Oktober wird er ermordet. Sechs Tage später kassieren die Entführer, Malermeister Rainer K. und sein Sohn Sven, 4 Millionen Mark Lösegeld. Sie hatten bereits 1991 den Neffen Fiszmans und 1993 den Offenbacher Fleischgroßhändler Achim Heftrich entführt. Sie werden festgenommen und verurteilt, das Lösegeld wird nahezu vollständig gefunden.
25.3.1996 Jan Philipp Reemtsma wird 33 Tage lang im Keller einer Ferienvilla bei Bremen gefangen gehalten. Nach der Übergabe von 30 Millionen Mark Lösegeld wird der 43-Jährige in einem Waldstück südlich von Hamburg freigelassen. Die fünf Täter werden festgenommen und später verurteilt. Das Lösegeld bleibt bis auf 1,2 Millionen Mark verschwunden.
26.1.1994: Herbert Kempkes, 30, Sohn eines aus Bremen stammenden Möbelhändlers, wird nach Frankreich verschleppt. Die Entführer verlangen 4 Millionen Mark. Am 2. Februar wird der 30-Jährige im Elsass von der Polizei aus einem Ferienhaus befreit, die Kidnapper werden nach einer Schießerei festgenommen, eine Verurteilung folgt. Zu einer Geldübergabe war es nicht gekommen.
1.9.1993: In Dietzenbach (Hessen) wird Achim Heftrich, 31, gekidnappt, der Sohn eines Offenbacher Fleischgroßhändlers. Sieben Tage lang wird der Mann in einer Holzkiste gefangen gehalten und nach der Übergabe von 2 Millionen Mark in Wiesbaden freigelassen. Die Entführer waren Malermeister Rainer K. und sein Sohn Sven, die erst 1996 als Entführer von Jakub Fiszman festgenommen werden.
30.1.1991: Der Münchner Raiffeisenbank-Chef Otto Engel, 59, wird aus seinem Haus gelockt und verschwindet spurlos. Kurz darauf geht bei der Bank eine Lösegeldforderung über rund 21 Millionen Mark ein, der Uhr und Ring des Bankiers beigefügt sind. Ein Steuerberater, der Schulden bei der Bank gehabt haben soll, wird verhaftet und später verurteilt. Der Bankier bleibt verschwunden. In dem Indizienprozess geht das Landgericht München 1994 davon aus, dass Engel tot ist.
16.1.1991: In Köln werden der Neffe des später in Frankfurt entführten und ermordeten Jakub Fiszman, Peter, 6, und seine Schulfreundin Lisa Abels, 7, entführt. Nach drei Tagen werden die Kinder überraschend wieder freigelassen, vermutlich ohne dass das verlangte Lösegeld von 2,1 Millionen Mark gezahlt wurde. Die Entführer, Rainer K. und sein Sohn Sven, werden 1996 nach dem Mord an Peter Fiszmans Onkel festgenommen.