Dieser Beitrag wurde am 27.10.2016 auf bento.de veröffentlicht.
Manchmal muss er sein: der Coffee-to-go. Du bestellst ihn auf dem Weg zur Arbeit oder zur Uni, trinkst ihn in der Bahn und dann schmeißt du den Pappbecher weg.
Doch die Wegwerfbecher sind ein riesiges Müllproblem in Deutschland. Drei Milliarden dieser Becher werden im Jahr verbraucht – insgesamt entstehen so 40.000 Tonnen Müll und 110.000 Tonnen an CO2-Emissionen. (Deutsche Umwelthilfe )
Die gute Nachricht: In Hamburg führen Cafés jetzt ein Pfandsystem für Coffe-to-go-Becher ein.
In elf Cafés können Kunden ab dem 1. November einen Mehrwegbecher für 1,50 Euro kaufen. Anschließend können sie den Becher in einem der Cafés wieder auffüllen lassen oder zurückgeben – und so das Pfand wiederbekommen.
Ein Mundstück und ein rotes Filzband kosten jeweils 1,50 Euro extra. Das Mundstück und den Filz behalten die Kunden, den Becher spülen die Café-Mitarbeiter aus und verwenden ihn erneut.
"Refill it!" haben die Macher das Projekt genannt, ihr Ziel: Pappbecher überflüssig machen und dadurch weniger Ressourcen verschwenden.
Wer hatte die Idee?
Der Verein "El Rojito" im Hamburger Stadtteil Ottensen, er handelt seit 1987 mit fairem Kaffee und will so die Kaffee-Produzenten unterstützen. "Wir überlegen stets, wie wir unnötigen Müll vermeiden und Ressourcen effektiv nutzen können", sagt Roman Witt zu bento. Er ist einer von 25 Angestellten von "El Rojito", dazu helfen in dem Verein zehn Ehrenamtliche mit.
Auf dieser Karte sehr ihr, welche Cafés sich an der Aktion beteiligen:
In elf Cafés könnt ihr den Becher zum Start bereits waschen lassen. Bald sollen weitere hinzukommen.
Gibt es ähnliche Aktionen auch in anderen Städten?
Tatsächlich laufen auch in Berlin und Rosenheim gerade ähnliche Versuche:
In Berlin testen Cafés in Kreuzberg und Neukölln bis Ende November die Becher von "Just swap it ". Das Prinzip ist ähnlich: Der Becher ist aus umweltfreundlichem Material und kostet vier Euro Pfand. Im nächsten Café können ihn die Kunden dann zurückgeben.
In Rosenheim verkaufen teilnehmende Cafés ab November den "reCup " einen Becher aus Prolypropylen, einem recyclebaren Kunststoff. Er kostet einen Euro und kann wie in Berlin und Hamburg zurückgegeben werden.
Wie schädlich sind die Pappbecher?
Laut der deutschen Umwelthilfe werden in Deutschland pro Jahr rund drei Milliarden Becher verbraucht, für deren Herstellung Zehntausende Tonnen Holz und Kunststoff sowie Milliarden Liter an Wasser benötigt würden.
Die Wegwerfbecher bestehen aus Papierfasern und sind mit Kunststoff versiegelt. Nur so sind sie wirklich dicht. Recyclingpapier kommt kaum zum Einsatz. Durch Pappbecher entstehen laut Umwelthilfe jährlich mehr als 110.000 Tonnen an CO2-Emissionen. Dazu kommen rund 40.000 Tonnen Müll.
Sind die Mehrwegbecher denn wirklich umweltfreundlicher?
Ja, sagen die Betreiber von "El Rojito". Die Becher bestehen aus nachwachsenden Rohstoffen und sind biologisch abbaubar. Sie stammen von dem Hersteller "No Waste" und sollen frei von Rohöl, BPA, Weichmachern und anderen Schadstoffen sein.
Und wie sieht's im Rest Deutschlands aus?
Den Verbrauch von Pappbechern zu reduzieren, liegt im Trend. In vielen Cafés können Kunden bereits den Kaffee in den eigenen, extra mitgebrachten Mehrwegbecher füllen lassen. Die Initiative "Coffee to go again" animiert Unternehmen dazu, diese Möglichkeit anzubieten – möglichst gegen einen kleinen Preisnachlass. 342 Cafés machen bereits mit.
"Ich könnte mir vorstellen, dass es bald auch bundesweit möglich ist, seinen Coffe-to-go-Becher zurückzugeben und waschen zu lassen", sagt Roman Witt zu bento.
Seine Becher liefert "El Rojito" bisher nur an die Cafés, die auch den fair gehandelten Kaffee des Vereins beziehen. "So haben wir keine zusätzlichen Lieferkosten."
Und was ist mit den ganzen Kaffeeketten?
Wenn große profitorientierte Ketten wie Kamps mitmachen wollten, könnten sie das tun, sagt Witt. "Ich gebe ihnen die Adresse des Herstellers, sie kaufen die Becher selbst ein und können sogar noch ihr Logo darauf drucken. Das wäre bestimmt kein Problem."
Waschen will Kamps die Becher bisher nicht. Allerdings bietet die Bäckerei-Kette ab dem 7. November tatsächlich eigene Mehrwegbecher an. Zudem dürfen Kunden ihre eigenen Becher mitbringen – und bekommen den Kaffee dann 10 Cent günstiger.