Collien verdreht in einer neuen TV-Show Gender-Klischees – und hat damit Erfolg

Jungs als Ballerinas, Mädchen in die Raumfahrt

Dieser Beitrag wurde am 22.11.2018 auf bento.de veröffentlicht.

"Die meisten Männer sind halt Autoreparier", sagt ein Schüler der 2a einer Grundschule in Köln. Und Frauen seien für Putzen und Kochen geeignet, pflichtet eine Schülerin bei. Collien Ulmen-Fernandes hat sie gerade gefragt, was sie über Männer und Frauen denken.

In einem Sozialexperiment will die Schauspielerin und Moderatorin zeigen, wie bereits bei Siebenjährigen konservative Rollenbilder verankert sind. Eine Genderforscherin, ein Hirnforscher, eine Erziehungswissenschaftlerin und ein Schulsport-Experte unterstützen sie in der Sendung – und erklären, woher die Klischees kommen und wie man sie ändern kann. 

Die Sendung von Collien Ulmen-Fernandes heißt "No more Boys and Girls"  und läuft am Donnerstag auf ZDFneo. Wir haben sie vorab gesehen.

Lohnt das Einschalten? In einem anderen Experiment sollen die 24 Grundschülerinnen und Grundschüler Figuren malen und ihnen Namen geben. Die Kinder greifen zu den Bunstiften – und malen einen männlichen Piloten und eine weibliche Gärtnerin.

Kinder malen die Gesellschaft so, wie sie sie wahrnehmen, sagt die Genderforscherin Stevie Schmiedel. 

Es fehlen Vorbilder.

Stevie Schmiedel

Also dreht Collien Ulmen-Fernandes die vermeintliche Realität um: Als eine Pilotin, eine Kfz-Mechatronikerin, ein Tänzer und ein Florist ins Klassenzimmer kommen und den Mädchen und Jungs etwas über ihre Berufe erzählen, sind diese erst überrascht. Später wie ausgewechselt.

Die Jungs haben Spaß beim Ballett und tanzen durch die Sporthalle und ein paar Mädchen wollen jetzt Pilotin werden.

Die 90-minütige Sendung zeigt, wie sehr Stereotype und Rollenbilder das Denken und Verhalten von Kindern beeinflussen. Sie verdeutlicht, welche Auswirkungen das haben kann und zeigt gleichzeitig wie einfach man dagegen wirken kann, wenn man das eigene Verhalten überdenkt. 

Auch mit Spielwaren beschäftigt sich das Format. Ein Blick in die Regale der Spielwarengeschäfte zeigt: Die Industrie unterteilt klar in Jungen und Mädchen. In Rosa und Blau.

Collien selbst habe gemerkt, dass sie ihrer Tochter nie Sachen, die sich mit einer Fernbedienung bedienen lassen, geschenkt habe: "Dem Jungen schon. Viel", sagt die 37-Jährige in einem Interview mit dem Onlinemagazin "Edition F ". Also habe sie ihre Tochter gefragt und es habe sich herausgestellt, dass sie sich sehr über einen Roboter als Geburtstagsgeschenk freute und jetzt auch ihre Freundinnen im Kindergarten einen haben wollen. 

Den Jungs der 2a in Köln bringt Collien Ulmen-Fernandes also während des einwöchigen Experiments eine Kindernähmaschine mit. Die Mädchen sollen einen Krahn zusammenbasteln. 

Die Kinder finden das zuerst gar nicht cool. Aber "dann hab ich's mal ausprobiert. Dann fand ich's toll", sagt ein Junge über das Spielen mit der Nähmaschine.

Das Experiment steigere das Selbstbewusstsein erklären die Experten. Jungs seien zum Beispiel nur deshalb statistisch besser im räumlichen Denken, weil sie es mit ihren Spielsachen häufiger üben, sagt Erziehungswissenschaftlerin Petra Focks. Man müsse aber nichts erzwingen.

Die Sendung zeigt, dass Rollenbilder wandelbar sind – und dass wir alle sie hinterfragen können. Manchmal sind es ausgerechnet die Kinder, die uns das vor Augen halten.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten