Corona-Ausbruch im Landkreis Leer Haben Restaurantgäste Hygieneregeln missachtet?

Eine Restauranteröffnung in Ostfriesland ist offenbar der Ursprung für einen Corona-Ausbruch. Nun hat die Suche nach den Schuldigen begonnen.
Eingang zum Restaurant "Alte Scheune" im Landkreis Leer: Fehlte der Abstand?

Eingang zum Restaurant "Alte Scheune" im Landkreis Leer: Fehlte der Abstand?

Foto: Lars-Josef Klemmer/ dpa

Der Corona-Ausbruch nach der Wiedereröffnung eines Lokals im Landkreis Leer ist womöglich darauf zurückzuführen, dass Vorgaben zu Abstand und Hygiene nicht eingehalten wurden. Aus der Befragung von Gästen habe man Indizien dafür erhalten, dass "möglicherweise gegen Corona-Regeln verstoßen worden ist", sagte Landrat Matthias Groote (SPD).

Gäste hätten sich zum Teil mit Handschlag begrüßt und keinen Mund-Nasen-Schutz getragen, so Groote im NDR . Auch der Mindestabstand sei teilweise nicht eingehalten worden. Ob das tatsächlich so war, werde das Ordnungsamt nun in einem Ordnungswidrigkeiten-Verfahren klären.

Das Lokal "Alte Scheune" in der Gemeinde Moormerland hatte am 15. Mai die Corona-Pause mit einem "Pre-Opening" beendet. Ein Sprecher des Landkreises teilte mit, nach dem Restaurantbesuch an dem Abend seien inzwischen zehn Anwesende positiv getestet worden, darunter auch der Betreiber. Eine weitere Person habe sich in der Folge angesteckt.

70 Fälle von Quarantäne

Das Gesundheitsamt habe zahlreiche Kontaktpersonen der Infizierten ermittelt. Insgesamt sei bislang in etwa 70 Fällen häusliche Quarantäne angeordnet worden. Einige der Betroffenen zeigten bereits Symptome, sodass weitere Infektionsfälle im Zusammenhang mit dem Ausbruch nicht auszuschließen seien.

Der Betreiber betonte, die Abstands- und Hygieneregeln seien am 15. Mai eingehalten worden. Ob sich das Virus wirklich an dem Abend verbreitet habe, wisse er nicht. Es sei auch möglich, dass sich die Menschen davor oder danach infiziert hätten.

Monatelang hatte er nach eigenen Angaben das Restaurant renoviert und sich auf die Eröffnung vorbereitet. Der erste Abend sollte etwa 40 ausgewählten Gästen gehören - darunter Vertreter von Firmen, die ihn unterstützt hätten. Der Inhaber stand demnach zunächst als Koch in der Küche. Später gesellte er sich zu den Gästen, um mit ihnen anzustoßen.

Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga zeigte sich bestürzt über den Vorfall. Eine Sprecherin sagte dem NDR, durch das Hygiene- und Abstandskonzept, das der Verband erarbeitet habe, seien Neuinfektionen in Restaurants eigentlich nicht möglich.

Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann mahnte zu Wachsamkeit. Der Vorfall im Landkreis Leer zeige, dass das Virus "noch da" sei. Sie forderte die Menschen auf, sich an die Abstands- und Hygieneregeln zu halten und an die Kontaktbeschränkungen. "Insbesondere an Orten, an denen nun wieder mehr Publikumsverkehr möglich ist, gilt es für uns alle, besonders vorsichtig und umsichtig zu sein."

Die SPD-Politikerin sagte zugleich, man werde an den Lockerungen im Bundesland festhalten. Das Infektionsgeschehen in Leer sei "nicht auf einen normalen Restaurantbesuch zurückzuführen, stattdessen wurde dort offenbar eine private Party gefeiert".

War es eine private Party?

Dem widersprach der Inhaber. Eine Party sei der Abend nicht gewesen, sondern eine Art Testlauf für ihn und sein Team. Am kommenden Tag öffnete das Restaurant regulär. Inzwischen hat die "Alte Scheune" wieder geschlossen. Frühestens am 4. Juni, nach seiner Quarantäne, wolle er wieder Gäste empfangen, so der Inhaber.

Um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren, brauche es mehr Tests, sagte der Mann, der seinen Namen nicht veröffentlicht sehen will. Er hätte von seiner Infektion wahrscheinlich nichts mitbekommen, hätte ein Gast des Abends sich nicht umgehend testen lassen. Diesem Gast sei es zu verdanken, dass die anderen Infektionen entdeckt wurden.

sms/dpa
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