Corona-Besuchsverbote Pflege-Arbeitgeber warnen vor Lockerungen in Altenheimen

Betreiber privater Altenheime fürchten bei gelockerten Besuchsregeln ein "Spiel auf Leben und Tod" mit den Bewohnern. Patientenschützer warnen dagegen vor "organisierter Freiheitsberaubung".
Bewohner eines Altenheims in Heinsberg (Nordrhein-Westfalen)

Bewohner eines Altenheims in Heinsberg (Nordrhein-Westfalen)

Foto: Jonas Güttler/ picture alliance/dpa

Der Arbeitgeberverband Pflege warnt vor einer Lockerung der strengen Zugangsbeschränkungen für Alten- und Pflegeheime. Die Besuchsregelungen in Altenpflegeheimen "dürfen nicht zum Spiel auf Leben und Tod werden", warnte der Verband in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung . Die alten, meist hochbetagten Bewohner gehörten in der Corona-Epidemie zur Hochrisikogruppe und müssten daher besonders geschützt werden.

Verbandsvizepräsident Friedhelm Fiedler kritisierte die "wenig durchdachten Lockerungsübungen bei den Besuchsverboten", wie sie jetzt etwa in Bayern, Hessen oder Niedersachsen angekündigt worden seien, als verantwortungslos. "Pflegeheime sind für alte und mehrfach erkrankte Menschen sehr sichere Orte. Das muss so bleiben." Die Heimbewohner, aber auch das Personal müssten bestmöglich geschützt werden.

Es sei absolut verständlich, wenn die alten Menschen in den Pflegeeinrichtungen ihre Kinder und Enkel und die Angehörigen ihre pflegebedürftigen Eltern sehen wollten. "Aber noch ist der Verlauf der Pandemie nicht so positiv, dass Schutz und Sicherheit einfach gelockert oder beiseite geschoben werden dürfen", so Fiedler. "Wer sich im Alter, vor allem dann, wenn etliche Vorerkrankungen vorliegen, ansteckt, spielt mit dem Leben."

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte von Bund und Ländern Rechtssicherheit für die Pflegeheime. "810.000 Heimbewohner einzusperren, ist kein Konzept", sagte Vorstand Eugen Brysch. Er sprach von "organisierter Freiheitsberaubung".

Brysch forderte für die deutschlandweit knapp 12.000 Heime einen nachhaltigen Hygiene-Grundschutz und präzise Kriterien. Dazu gehöre ein verbindliches Monitoring, um zu dokumentieren, wer wen wann betreut habe. Gleichzeitig solle nachvollzogen werden, welche Besucher empfangen worden seien oder mit welchen Mitbewohnern es Kontakt gegeben habe. Dies helfe, einem Virusverlauf auf die Spur zu kommen.

him/AFP
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