Corona-Ausbruch in niedersächsischem Restaurant Landkreis rechnet mit extremem Anstieg der Quarantänefälle
Die Wiedereröffnung von Gaststätten war und ist umstritten, nun wirft der Fall eines Coronavirus-Ausbruchs im niedersächsischen Leer ein Schlaglicht auf mögliche Risiken: Für etwa 50 Besucher eines Lokals haben die Behörden häusliche Quarantäne angeordnet, nachdem sich wohl mindestens sieben Gäste mit dem Coronavirus infiziert hatten.
Inzwischen ist klar, dass es sich nicht bloß um Einzelfälle handelt. "Es ist ein Ausbruch mit gleichzeitig mehreren Infizierten und vielen Kontakten", teilte das Gesundheitsamt mit. Die sieben positiven Befunde, die miteinander zusammenhingen, seien zwischen Dienstag und Freitag gemeldet worden. Die Nachverfolgung dieses Ausbruchs gestaltet sich demzufolge aufwendig.
Der Landrat von Leer, Matthias Groote, wandte sich mit einer Warnung an die Bürger. "Dieser Ausbruch führt uns deutlich vor Augen: Corona ist nicht vorbei, das Virus kann sich jederzeit weiter verbreiten", heißt es in einer Mitteilung . In einem auf Twitter veröffentlichten Video sagte Groote, die Zahl der Quarantänefälle werde weiter "extremst" ansteigen, da die aktuellen Fälle im Rahmen eines Zusammentreffens entstanden seien.
Eine Woche keine Neuinfektion
Im Landkreis Leer war zuvor offiziellen Angaben zufolge mehr als eine Woche lang überhaupt keine bestätigte Neuinfektion gemeldet worden. Der "Ostfriesen-Zeitung" zufolge hat sich die Zahl der Quarantänefälle nun binnen zwei Tagen fast verdreifacht, von 24 auf 66.
Bei dem jetzigen Ausbruch in Leer handelt es sich vermutlich um den ersten bekannt gewordenen Fall von in Restaurants verbreiteten Corona-Infektionen seit Wiedereröffnung der Gaststätten und Cafés.
Eine Sprecherin des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga sagte dem Sender NDR 1 Niedersachsen , durch das Hygiene- und Abstandskonzept, das der Verband erarbeitet habe, seien Neuinfektionen in Restaurants eigentlich nicht möglich. Dem Bericht zufolge ist noch unklar, ob bei dem Ausbruch in Leer die Besucher oder das Personal Regeln missachtet hätten.
Einige Experten hatten vor Restaurantbesuchen in geschlossenen Räumen gewarnt. So sagte Andreas Podbielski, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene an der Universitätsmedizin Rostock, die Gäste von Gaststätten sollten möglichst draußen sitzen. "Da kommt es praktisch nicht zu Infektionen. Das Coronavirus wird ganz maßgeblich über die Luft übertragen."
Gegen diesen Infektionsweg schütze draußen der Luftzug, sagte Podbielski. In Innenräumen von Restaurants oder Cafés werde es allerdings problematischer. Selbst bei ausreichendem Luftaustausch alle sechs bis zehn Minuten gebe es keine hundertprozentige Garantie.
Restaurants und auch Kneipen waren Mitte März geschlossen worden, um eine Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Niedersachsen zählte zu den ersten Bundesländern, in denen Restaurants ab dem 11. Mai wieder öffnen durften. Ausnahmen gelten nur noch für Bayern, wo vorerst ausschließlich in Biergärten und Außenbereichen von Gaststätten bewirtet werden darf - in Innenräumen erst wieder ab dem 25. Mai. Bundesweiter Vorreiter war Mecklenburg-Vorpommern, wo die Restaurants bereits am 9. Mai wieder öffnen durften.
Bundesweit gelten in der Gastronomie zum Teil sehr strenge Abstandsregeln und Hygienevorschriften. So müssen sich Gäste mancherorts vorher mit Adresse und Telefonnummer anmelden, in manchen Restaurants werden Gästen Sitzplätze zugeteilt. Bedient werden darf häufig nur am Tisch. An Theken darf vielerorts niemand Platz nehmen.
Der Gaststättenverband Dehoga hatte die Situation von Gastronomie und Tourismus Anfang Mai als "dramatisch" bezeichnet. Eine Umfrage bei den Betrieben habe ergeben, dass ein Drittel von der Insolvenz bedroht sei - 70.000 der insgesamt 220.000 Unternehmen.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, es gebe einen Corona-Verdachtsfall in einem weiteren Lokal im Landkreis Leer. Bislang stehen die Corona-Infektionen aber alle im Zusammenhang mit dem Lokal "Alte Scheune". Wir haben die Passage korrigiert.