Coronavirus-Verdacht Österreich stellt Zugverkehr mit Italien am Brenner ein

Bahnstation am Brenner (Archivbild)
Foto: Daniel Liebl/ dpaWegen Verdachtes auf eine Coronavirus-Infektion bei Zug-Passagieren hat Österreich den Bahnverkehr mit Italien am Brenner gestoppt.
Die staatliche österreichische Eisenbahngesellschaft ÖBB teilte am Sonntagabend mit, alle Zugverbindungen mit dem Nachbarland seien ausgesetzt, weil bei zwei aus Italien kommenden Passagieren der Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus bestehe. Auf Twitter schrieb die ÖBB, dass der Verkehr am Sonntag nicht wiederaufgenommen werde.
Neben dem Brenner gibt es nur einen weiteren Grenzübergang zwischen Italien und Österreich, an dem Züge verkehren, sagte ein Sprecher der ÖBB dem SPIEGEL. Da dort am Sonntagabend keine Züge mehr verkehren würden, sei der Verkehr mit der beidseitigen Brennersperrung komplett eingestellt.
Ein Eurocity, der in Venedig gestartet war und als Zielort München hatte, wurde am Sonntagabend am Grenzübergang Brenner gestoppt, weil zwei deutsche Frauen an Bord des Zuges zuvor Fiebersymptome gezeigt hatten. Die italienische staatliche Eisenbahngesellschaft hatte die ÖBB zuvor über die möglichen Fälle informiert. Bereits zu diesem Zeitpunkt war ein Teil des Zuges isoliert worden.
Test auf Coronavirus zunächst negativ
Laut der Nachrichtenagentur APA waren die Frauen mit Fiebersymptomen und starkem Husten aufgefallen. Sie hätten den Zug daraufhin in Verona verlassen und seien im Krankenhaus auf das Virus untersucht worden. Der Test sei jedoch negativ gewesen. Ob die beiden Frauen danach wieder in den Zug einstiegen, war zunächst unklar.
Die österreichischen Behörden beschlossen, den Zug nicht einfahren zu lassen.
Der österreichische Innenminister Karl Nehammer bestätigte, dass der Zug gestoppt worden sei. Die weitere Vorgangsweise werde derzeit gemeinsam mit den italienischen Behörden koordiniert und geprüft.
Wie lange der Bahnverkehr ausgesetzt bleibt, sei noch nicht klar, sagte ein ÖBB-Sprecher am Abend. Die ÖBB werde in Absprache mit den italienischen Staatsbahnen über das weitere Vorgehen entscheiden.
Nach Angaben der Deutschen Bahn wurden insgesamt zwei Züge, die von Italien nach München unterwegs waren, am Brenner gestoppt. Der Eurocity 86 und der Eurocity 1288 stünden nun auf der italienischen Seite der Grenze, sagte ein Bahnsprecher in Berlin. Auch Regionalzüge wurden angehalten. Der Sprecher sagte dem SPIEGEL, dass der EC 86 seit kurz vor 18 Uhr am Brenner stehe. Man befinde sich sowohl mit österreichischen und italienischen Behörden in ständigem Austausch.
Etwa 300 Menschen an Bord des Eurocity 86
Der Südtiroler Zivilschutz sei eingeschaltet worden, um den Passagieren - zum Großteil Österreicher und Deutsche - Unterstützung zu leisten, berichtete die Polizei in Bozen der APA. Die Passagiere könnten aussteigen, da die italienischen Gesundheitsbehörden keine Bewegungsbeschränkung ausgesprochen hätten. Demnach seien etwa 300 Passagiere an Bord des Eurocity 86.
Italien hatte zuvor angekündigt, mit drastischen Maßnahmen wie Sperrzonen die rasante Ausbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 zu stoppen. Mehrere Gemeinden in Norditalien wurden abgeriegelt, damit das Virus nicht auf die Wirtschaftsmetropole Mailand, das Touristenzentrum Venedig und andere Regionen übergreift.
Der Karneval in Venedig werde genauso wie alle Sportveranstaltungen abgesagt, Museen und Schulen sollen in der gesamten Region Venetien bis zum 1. März geschlossen bleiben, kündigte Regionalpräsident Luca Zaia an. Der Karneval hätte eigentlich noch bis Dienstag laufen sollen. Mittlerweile starben drei infizierte Menschen in Italien - dem Land mit der höchsten Zahl an bestätigten Erkrankten in Europa.