Bahnverkehr Anschlagsversuch auf ICE-Strecke in Hessen

Das Landeskriminalamt Hessen ermittelt nach SPIEGEL-Informationen wegen eines Anschlagsversuchs auf eine Hochgeschwindigkeitsstrecke der Bahn zwischen Köln und Frankfurt.
Laut ersten Ermittlungen hatten Unbekannte auf der Theißtalbrücke in Hessen auf insgesamt rund 80 Metern der Strecke die Schienenschrauben gelöst. Ein Lokführer eines ICE hatte am frühen Morgen bemerkt, dass sein Zug unruhig über die Brücke fuhr und meldete den Vorfall sofort.
Nach einer Streckenkontrolle stellten Mitarbeiter der Bahn fest, dass die Schienen auf der Brücke sich schon gelöst hatten und fünf Zentimeter mehr auseinander standen als normal. Laut einem internen Bahnbericht wurde die Strecke um 8.13 Uhr gesperrt, alle anderen Züge wurden umgeleitet.
Die Ermittler nehmen den Vorgang ernst. Wenn noch weitere Züge die Brücke passiert hätten, so eine erste Einschätzung, wären die Züge möglicherweise entgleist und von der Brücke gestürzt. In Sicherheitskreisen war von einem "ernsten Vorfall" die Rede, weil es nach einer gut organisierten Tat aussieht. "Das war kein Dummerjungenstreich", hieß es in Ermittlerkreisen. Die Länge der manipulierten Strecke deute darauf hin, dass mehrere Täter am Werk gewesen seien. Eine Erpressung der Bahn liege offenbar nicht vor, zumindest gebe es bisher keinen Hinweis. Vor der Entdeckung der Manipulation hätten schon mehrere ICEs die Strecke befahren.
Eine Sprecherin der Bahn bestätigte auf eine entsprechende SPIEGEL-Nachfrage, dass es "einen Sabotageakt" auf die Gleisanlagen gegeben habe, verwies aber auf das LKA. "Aufgrund von polizeilichen Ermittlungen an der ICE-Strecke bei Breckenheim kommt es im Fernverkehr der Deutschen Bahn zwischen Frankfurt Flughafen und Köln zu Beeinträchtigungen", erklärte die Sprecherin.
Die Theißtalbrücke wurde im Jahr 2001 für die Hochgeschwindigkeitsverbindung von Köln nach Frankfurt gebaut. Die 484 Meter lange Balkenbrücke ist an der höchsten Stelle 50 Meter hoch.
In den vergangenen Jahren hatten mutmaßliche Täter mit terroristischem Hintergrund Anschläge auf Anlagen der Bahn versucht. 2018 hatten Unbekannte ein Stahlseil über die ICE-Strecke zwischen München und Nürnberg gespannt und Holzkeile auf die Schienen montiert.
Einen ähnlichen Angriff gab es auch in Berlin. In dem Zusammenhang wurde später ein mutmaßlicher IS-Sympathisant festgenommen. Er gestand im Frühjahr 2019 die Tat, bestritt aber einen terroristischen Hintergrund.
Im Juni 2017 hatte es zudem Brandanschläge auf Bahnstrecken bei Berlin, Hamburg, Köln, Dortmund und Leipzig gegeben. Der Generalbundesanwalt übernahm damals die Ermittlungen wegen der "besonderen Bedeutung" der Taten. Die Täter wurden damals im linksextremistischen Spektrum vermutet.