Englische Kinder haben ein Problem mit Fast food - sie essen eher zuwenig Pommes frites, Chips oder Schokoriegel. Diese verblüffende These vertritt die Londoner Ernährungsexpertin Dee Dawson, Chefin einer Klinik für Kinder mit Eßstörungen. Immer mehr Kinder, so klagt die Wissenschaftlerin, müßten wegen Magersucht behandelt werden: »Neulich war eine Sechsjährige bei mir, die nicht essen wollte. Begründung: Ihre Oberschenkel seien zu dick.« Es sei Blödsinn, wenn Eltern ihrem Nachwuchs wegen des Verzehrs von Fast food ein schlechtes Gewissen machten. »Die Kinder«, so Dawson, »sehen, wie ihre Mutter Salat ißt oder kalorienarme Suppen, aber nicht, wenn Mama einen Käsekuchen verputzt oder einen Becher Eis auslöffelt.« Dann schliefen die hungrigen Kleinen längst. Auch die mageren Models in den Magazinen sind offenbar kein gutes Vorbild. Dawson verweist auf eine neue Untersuchung, nach der bereits die Hälfte der fünf- bis sechsjährigen Mädchen mit ihrer Figur unzufrieden sind; nur vier Prozent der Schulkinder aber sind tatsächlich zu dick. Die britische Regierung arbeitet unterdessen an Richtlinien, um vermeintlich falsche Eßgewohnheiten zu bekämpfen: Bonbonshops und Süßigkeitenautomaten sollen ebenso aus den Schulen verschwinden wie die geliebten Pommes. Dawson hält das für ein absolut »albernes Vorhaben«. Denn gerade die Chips, sagt sie, »sind eine hervorragende Energiequelle«.
Zur Ausgabe
Artikel 62 / 122
Zur Ausgabe
Artikel 62 / 122