100 Menschen, ein Jahr Die Corona-Protokolle

Die größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg, so nannte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einer Fernsehansprache im März die Corona-Pandemie. Das Virus Sars-CoV-2 hat in diesem Jahr alle betroffen, die Mächtigen und die Schwachen, die Unbekannten und die Prominenten. Weltweit hat die Weltgesundheitsorganisation WHO inzwischen mehr als 1,7 Millionen Covid-19-Todesfälle gezählt.
Bereits im Frühjahr beschloss ein SPIEGEL-Team aus 52 Kolleginnen und Kollegen, Menschen durch dieses Jahr zu begleiten, ohne bei der Auswahl zu wissen, was ihnen widerfahren wird. Unter ihnen sind ein Messebauer und eine Virologin, eine Intensivkrankenschwester, ein Bestatter, eine Kassiererin, Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und Komiker Otto Waalkes. Sie stammen aus Jena, München, Hamburg und Heinsberg. Die Jüngste ist 9, die Älteste 91 Jahre alt.

Ein historisches Jahr
Die Corona-Pandemie hat uns alle betroffen, die Mächtigen und die Schwachen, die Unbekannten und die Prominenten. Im Frühjahr beschloss ein SPIEGEL-Team, hundert Menschen durch dieses Jahr zu begleiten, unter ihnen eine Kassiererin und eine Virologin, Manuela Schwesig und Otto Waalkes. Nun erzählen die hundert, wie das Jahr 2020 ihr Leben für immer verändert hat.
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Die 100 Menschen, die nun hier von ihrem Jahr berichten, wurden im Lauf der vergangenen Monate immer wieder kontaktiert, es gab persönliche Begegnungen, Telefonate und E-Mails. So entstanden die Corona-Protokolle – zitierte Aussagen, Gedanken und Erlebnisse. Die Monate Januar bis März wurden aus Erzählungen rekonstruiert. Die Zitate wurden autorisiert.
Zwei der 100 Protagonisten erhielten in diesem Jahr das Bundesverdienstkreuz.
Eine floh im ersten Shutdown vor ihrem Mann in ein Frauenhaus und spricht von Corona als ihrer Rettung.
Einer stampfte ein Krankenhaus aus dem Boden, ein anderer verlor den Job und ist noch immer arbeitslos.
Vier wissen sicher, dass sie an Covid-19 erkrankt sind.
Zwei sind in diesem Jahr gestorben, und einer ist verschwunden.
Im Dezember wurden die 100 Protagonistinnen und Protagonisten gebeten, einen Fragebogen zu diesem Jahr auszufüllen. Nicht beantwortet haben ihn natürlich die Verstorbenen und wenige andere: Der Obdachlose Stefan beispielsweise konnte nicht mehr aufgefunden werden, eine Person wollte die Fragen lieber nicht beantworten.
Aber 27 sagen, dass sie in diesem Jahr ärmer wurden, 74 sagen, dass sie die Spaltung der Gesellschaft besorgt. 32 der 100 sagen, dass sie sich einsamer fühlen als im Vorjahr. Und 82 schauen trotz allem positiv auf das neue Jahr. Ihre Erzählungen zeugen von einem historischen Jahr, das uns alle verändert hat, aber jeden auf eine andere Weise.
(Unten, im blauen Kasten, finden Sie die Protokolle.)
Der SPIEGEL hat 100 Menschen durch das Jahr der Pandemie begleitet.
Wer gehörte zum SPIEGEL-Team?
52 SPIEGEL-Kolleginnen und -Kollegen, koordiniert von Britta Stuff, haben für dieses Projekt Protagonisten begleitet: Jörg Blech, Antje Blinda, Annette Bruhns, Uwe Buse, Anna Clauß, Xaver von Cranach, Benjamin Denes, Markus Dettmer, Lisa Duhm, Sarah Heidi Engel, Florian Gontek, Johann Grolle, Annette Großbongardt, Maik Großekathöfer, Hubert Gude, Christoph Gunkel, Veronika Hackenbroch, Barbara Hardinghaus, Claus Hecking, Dietmar Hipp, Christiane Hoffmann, Valerie Höhne, Marc Hujer, Felix Hutt, Susanne Koelbl, Ulrike Knöfel, Alexander Kühn, Kerstin Kullmann, Nike Laurenz, Petra Maier, Bettina Musall, Timofey Neshitov, Dialika Neufeld, Thilo Neumann, Philipp Oehmke, Christopher Piltz, Max Polonyi, Jens Radü, Yannick Ramsel, Anja Rützel, Jonas Schaible, Cornelia Schmergal, Elke Schmitter, Hilmar Schmundt, Alexander Smoltczyk, Jonathan Stock, Barbara Supp, Katja Thimm, Claudia Voigt, Antje Windmann und Michael Wulzinger. Das Layout stammt von Lynn Dohrmann, die Fotoredaktion machte Sabine Döttling. Die Grafiken stammen von Lina Moreno.