INTERNET Digitale Bürgerwehr
Mit einer umstrittenen Form der Videoüberwachung versuchen Bürger auf eigene Faust, Kriminalität zu bekämpfen. Im Internet-Portal YouTube machen die sogenannten Belltown-Crime-Videos die Runde. Darin zeigt eine Frau den Blick aus ihrer Wohnung in Seattle: In ihrem Hof stehen offenbar Crack-Dealer herum, es gibt Schlägereien und Prostitution. Die Frau wollte eigentlich nur auf den Niedergang ihres Stadtviertels aufmerksam machen, sie hat in den Blogs und Foren jedoch eine Debatte über die elektronische Bürgerwehr ausgelöst: Darf man seine Nachbarn filmen und ihr Tun ins Internet stellen? Wer bestimmt, was der Verbrechensbekämpfung dient und wo das Denunziantentum einsetzt? Mittlerweile hat die Frau ihre Videosammlung bei YouTube gesperrt, doch längst gibt es überall auf der Welt Nachahmer. Einer davon sendete seine Bilder sogar aus demselben Wohnblock, aus dem die allerersten Videos stammen. Niederschmetternd: Die Dealer, immer noch im Geschäft, hatten sich durch die Internet-Attacke der Nachbarin nicht abschrecken lassen.