Dortmund Mann stirbt nach Polizeieinsatz – Beamte setzten Taser ein

Aufnahme des Polizeieinsatzes in Dortmund
Foto: Video-Line / dpaIn Dortmund ist erneut ein Polizeieinsatz tödlich geendet. Ein Sprecher der Ermittler bestätigte, dass in dem Einsatz ein Taser ausgelöst worden sei.
Die Beamten waren laut einer Mitteilung am frühen Mittwochmorgen im Stadtteil Dorstfeld angerückt, weil ein Mann randaliert haben soll. Er habe Widerstand geleistet und sei dann »reanimationspflichtig« geworden. Die Einsatzkräfe hätten umgehend mit der Reanimation begonnen und den Notarzt alarmiert. Um 6.18 Uhr sei der Mann im Krankenhaus gestorben.
Ob und wie der Einsatz des sogenannten Distanzelektroimpulsgeräts mit dem Tod des Mannes in Verbindung steht, ist unklar. Ein Sprecher sagte auf Anfrage, man wisse nicht, ob der Beamte getroffen habe.
Die Elektroschockpistole war ein größeres Diskussionsthema während der Koalitionsverhandlungen in Nordrhein-Westfalen. CDU und Grüne einigten sich letztlich darauf, die Geräte zunächst bis 2024 weiter zu testen und mit einer Bodycam zu koppeln.
Bei dem Toten handelt es sich nach Angaben der Dortmunder Staatsanwaltschaft um einen 44 Jahre alten gebürtigen Dortmunder, der zuletzt ohne festen Wohnsitz war. Eine Obduktion der Leiche sei veranlasst worden und werde zurzeit durchgeführt, sagte Staatsanwalt Henner Kruse. Darüber hinaus soll ein toxikologisches Gutachten darüber Auskunft geben, ob der Mann unter Alkohol- und/oder Betäubungsmitteleinfluss stand.
Drei Polizeibeamte und eine Beamtin seien an dem Einsatz beteiligt gewesen, sagte Staatsanwalt Kruse. »Derzeit gibt es keinen Anfangsverdacht gegen einen von ihnen«, so Kruse. »Es sieht so aus, als wäre der Einsatz korrekt abgelaufen und die Beamten hätten sich richtig verhalten.«
Die Bodycams der Beamten wurden sichergestellt und sollen nun ausgewertet werden. Aus Neutralitätsgründen übernahmen die Beamten aus dem benachbarten Recklinghausen die polizeilichen Ermittlungen in dem Dortmunder Fall.
Laut Staatsanwaltschaft rückten die vier Einsatzkräfte gegen 4.40 Uhr aus. Der 44-Jährige habe mit der Faust gegen einen der Streifenwagen geschlagen und dann versucht, über die Beifahrertür in das Polizeiauto zu gelangen. Weil die Tür verriegelt war, probierte er es demnach auf der Fahrerseite. Dem dort ausgestiegenen Beamten habe er »mit der Faust gegen den Kopf« geschlagen und ihn dabei verletzt. Dann sei er in den Streifenwagen eingedrungen.
Zweiter tödlicher Einsatz
Für die Polizei Dortmund ist es der zweite tödlich verlaufene Einsatz binnen weniger Wochen. Am 8. August war ein 16 Jahre alter Flüchtling aus dem Senegal in Dortmund von einem Polizisten erschossen worden. In diesem Fall laufen umfangreiche Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen fünf Beamte.
Nach dem bisher bekannten Ermittlungsstand soll ein Beamter sechsmal mit einer Maschinenpistole auf den Jugendlichen geschossen haben. Der 16-Jährige starb, getroffen von vier Projektilen, im Krankenhaus. Die kritische Frage ist, ob und wie der Jugendliche mit einem Messer auf die Beamten zugegangen ist. Gegen die Beamten wird wegen Körperverletzung mit Todesfolge im Amt ermittelt, der Anstiftung dazu oder der Beihilfe.
Nach der Tat hatte es in Dortmund unter anderem mehrere Demonstrationen gegen Polizeigewalt gegeben. Kritisiert wurde unter anderem, dass kein Beamter eine Bodycam eingeschaltet hatte und es damit kein Videomaterial des Geschehens gibt.
Bereits in der Vergangenheit hatte der ermittelnde Oberstaatsanwalt Carsten Dombert die Verhältnismäßigkeit des Einsatzes angezweifelt. Auch Innenminister Herbert Reul hatte Zweifel am korrekten Ablauf des Polizeieinsatzes geäußert.