Nach Rückgabe von Schmuckstücken Teile der Beute aus Grünem Gewölbe erheblich beschädigt

Abgebrochene Stücke, Deformationen und Feuchtigkeitsschäden: Vor etwa einem Monat wurde ein Teil der aus dem Grünen Gewölbe gestohlenen Schmuckstücke sichergestellt. Laut einer Restauratorin sind einige jedoch stark lädiert.
Eingang zum Historischen Grünen Gewölbe im Residenzschloß in Dresden

Eingang zum Historischen Grünen Gewölbe im Residenzschloß in Dresden

Foto: Andreas Weihs / IMAGO

Einige der nach dem Juwelendiebstahl aus dem Dresdner Grünen Gewölbe zurückgegebenen Schmuckstücke sind nach Darstellung einer Expertin erheblich beschädigt. Die Restauratorin Eve Begov von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden berichtete am Dienstag bei ihrer Zeugenvernehmung am Landgericht Dresden von abgebrochenen Stücken, Deformationen und Schäden durch Feuchtigkeit, wie die Nachrichtenagentur dpa mitteilte.

Beim »Bruststern des Polnischen Weißen Adler-Ordens« sei beispielsweise eine Spitze abgetrennt worden. Bei der »Hutagraffe« diagnostizierte die Restauratorin Rostablagerungen und Feuchteinträge zwischen Fassung und Steinen. Sie könnten entweder von der Lagerung oder einem Reinigungsversuch stammen. Kondensbildung habe dazu geführt, dass die Steine schwarz aussehen. Unklar sei noch, wie sich die Feuchtigkeit langfristig auswirke.

Einer der weltweit wichtigsten Diamanten fehlt bislang

Die Expertin wurde vom Gericht auch nach einer möglichen Restaurierung der beschädigten Stücke gefragt. Dazu wollte sie sich nicht detailliert äußern. Es gehe um die Frage, wie weit man eine Restaurierung treiben wolle. Das müsse im Team entschieden werden. Deformierungen werde man so rückgängig machen, dass die Stücke wieder präsentiert werden können. Die Restauratorin äußerte sich auch zu den Stücken, die bislang noch fehlen. Dazu gehört die Epaulette mit dem »Sächsischen Weißen«, einem Brillanten von fast 50 Karat. Der Brillant werde zu den weltweit wichtigsten Diamanten gerechnet, sagte Begov.

Im Prozess zu dem Juwelendiebstahl im Jahr 2019 deutet sich derweil eine Verständigung zwischen Verteidigung, Staatsanwaltschaft und der Jugendkammer an. Nachdem wie bei Sondierungsgesprächen Anfang Dezember verabredet kurz vor Weihnachten 31 Beutestücke an die Ermittler der Sonderkommission »Epaulette« übergeben wurden, stehen Strafrabatte in Aussicht, wie der Vorsitzende Richter Andreas Ziegel am Dienstag am Dresdner Landgericht  sagte.

Voraussetzung sei allerdings, dass sich die Angeklagten zu Planung, Vorbereitung und ihrer Beteiligung an den Taten erklären. Für mehrere der Beschuldigten sei das auch zugesagt worden. Das am 17. Dezember 2022 in der Westberliner Kanzlei eines der Verteidiger ausgebreitete Konvolut gestohlener Schmuckstücke sei jedoch weniger umfangreich als besprochen gewesen, sagte Ziegel. Zudem seien Teile beschädigt. Der in Aussicht stehende Strafrahmen wurde entsprechend nach oben korrigiert.

Täter zündeten einen Stromkasten an

In dem seit fast einem Jahr laufenden Prozess sind sechs Männer zwischen 23 und 29 Jahren aus einer bekannten arabischstämmigen Berliner Großfamilie wegen schweren Bandendiebstahls, Brandstiftung und besonders schwerer Brandstiftung angeklagt. Zwei von ihnen verbüßen derzeit eine jeweils mehrjährige Jugendstrafe wegen des Diebstahls der Goldmünze aus dem Bode-Museum Berlin 2017.

Bei dem spektakulären Kunstdiebstahl am 25. November 2019 in Dresden drangen zwei Täter über ein zuvor präpariertes Fenster ins Residenzschloss ein, schlugen mit einer Axt Löcher in eine Vitrine und rissen heraus, was sie zu fassen bekamen.

Sie zündeten zuvor unweit des Museums einen Stromkasten an – und in der Tiefgarage eines Wohnhauses ihr Fluchtauto, um Spuren zu verwischen.

swe/dpa/afp
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