Nach Großeinsatz in Düsseldorf Polizei entdeckt verdächtige Namensliste mit Anhängern der Gülen-Bewegung

Spezialkräfte der Polizei bei einer Hotelrazzia in Düsseldorf am 17. September.
Foto: Gerhard Berger / dpaEs war ein spektakulärer Einsatz: Am vergangenen Freitag durchsuchten Spezialeinsatzkommandos stundenlang das Hotel »the niu Tab« im Düsseldorfer Stadtteil Oberbilk. Die umliegenden Straßen wurden weiträumig abgesperrt. Ein Panzerwagen fuhr vor. Rund 550 Gäste mussten das Hotel verlassen.
Über die Hintergründe der Razzia wurde zunächst wenig bekannt. Nach SPIEGEL-Informationen beschäftigt ein womöglich brisanter Fund in einem der Hotelzimmer die deutschen Sicherheitsbehörden. Die Ermittler fanden bei einem inzwischen verhafteten Hotelgast nicht nur eine Schreckschusswaffe und erhebliche Mengen scharfe Munition, sondern auch Schriftstücke mit Namen von Anhängern der türkischen Gülen-Bewegung. Neben den Namen sollen noch weitere persönliche Informationen über die Männer festgehalten worden sein.
Die Ermittler gehen nach SPIEGEL-Informationen nun der Frage nach, ob es sich dabei um eine Art Zielliste für geplante Anschläge oder Ausspähungs-Operationen handelt. Sorgen bereitet den Fahndern auch die Munition: Sie passte offenbar nicht zu der bei dem Verdächtigen gefundenen Waffe.
Weitere Erkenntnisse erhoffen die Ermittler sich von der Auswertung von Datenträgern mit Chatnachrichten, die bei dem Beschuldigten sichergestellt wurden, einem 40-jährigen Mann türkischer Staatsangehörigkeit. Zudem sollen Finanzermittlungen eingeleitet werden.
Wie die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft am Donnerstag mitteilte, ermittelt sie in dem Verfahren inzwischen wegen des Verdachts der Verabredung zu einem Verbrechen und des Verstoßes gegen das Waffengesetz. Möglicherweise gefährdete Personen seien bereits am vergangenen Wochenende gewarnt worden.
Die Gülen-Bewegung wird von der türkischen Regierung als terroristische Organisation verfolgt. Ihr Gründer, der Prediger Fethullah Gülen, war einst ein Vertrauter des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Seit Jahren hat die Türkei immer wieder bei den deutschen Behörden darauf gedrängt, gegen Gülen-Anhanger vorzugehen, die sich angeblich in Deutschland aufhielten.