Einbalsamierung Päpste für die Ewigkeit

Seit vier Generationen ist die Familie Signoracci zuständig für die Einbalsamierung der Päpste. Auch die sterbliche Hülle von Johannes Paul II. würden sie gern behandeln. Nun warten sie auf einen Anruf aus dem Vatikan - denn bislang wurde die Leiche des Kirchenoberhauptes nicht konserviert.

Rom - "Mein Vater hat Aldo Moro gemacht", sagt Massimo Signoracci. "Und Pasolini. Marcello Mastroianni wollte nicht." Das Telefon klingelt. Die Angehörigen der Leiche von heut morgen. Wieder nicht die Kurie. Massimo und seine Cousins warten seit Samstag, 21 Uhr 37, auf den Anruf des Vatikans. Die Signoraccis haben die letzten drei Päpste einbalsamiert, und sie wollen es auch diesmal tun. "Johannes XXIII. war nach 37 Jahren noch erhalten wie am ersten Tag." Für die Gläubigen war das ein Wunder. Für die Signoraccis nur gute Arbeit.

Seit vier Generationen sind sie die Leichenpräparatoren Roms. Massimos Urgroßvater Giorgio betrieb die erste Morgue auf der Tiberinsel. Sein eigener Sohn hat gerade ein Bestattungsunternehmen gegründet. Die Signoraccis sind die Besten. Die Kunst des Bewahrens haben sie von Generation zu Generation weitergegeben.

Deswegen versteht Massimo nicht, weshalb sich noch niemand aus dem Vatikan gemeldet hat. Die Zeit drängt. Massimo Signoracci, 44, ist ein großgewachsener Mann, der seinen Tag zwischen den Seziertischen des kommunalen Leichenschauhauses an der Piazza Verano verbringt, gleich gegenüber dem größten Friedhof Roms. Am Eingang lehnen Träger, schwarzgekleidete Männer mit breiten Krawatten und Sonnenbrillen. Eine Frau hält sich ein Taschentuch vors Gesicht und wird von ihrer Freundin getröstet. Es ist ein ganz normaler Tag.

Auf dem Tisch des Büros liegen zwei Nummern von "ufo", dem Magazin für Außerirdische. Er sei, sagt Massimo, zu einem Vortrag über Sezierungen in Roswell eingeladen worden.

Das Verfahren sei im Wesentlichen dasselbe wie vor Jahrzehnten, nur dass die Pumpen heute stärker seien: "Man öffnet die Arterien am Hals und in der Schenkelbeuge, zieht das Blut hinaus und injiziert gleichzeitig über die Venen eine präparierende Flüssigkeit, eine 15-prozentige Formalinlösung." Manchmal ist der Tod einfacher als das Leben.

Bei guter Behandlung könne ein Körper zwanzig, dreißig Jahre lang überdauern. Bei dem 1978 verstorbenen Papst Paul VI. allerdings habe sich das Formalin nicht genügend im Körper verteilen können: "Ein Bein begann, sich zu zersetzen. Mein Vater hat getan, was er konnte, aber ohne großen Erfolg."

Ernesto, der Präparator von Johannes XXIII. ist inzwischen auch gestorben, als letzter der drei Brüder. Seine Schwägerin ist den Zeugen Jehovas beigetreten, der Papst ist ihr egal. Am Telefon sagt sie: "Das Ende ist nah."

Mehr lesen über

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten