
Milliardenprojekt: Putins Bollwerk an der Newa
Einweihung Mega-Damm soll St. Petersburg vor Überflutung schützen
St. Petersburg - Der 25 Kilometer lange Damm, der sich vor St. Petersburg über den Golf von Finnland erstreckt, ist eines der spektakulärsten Ingenieursleistungen in Russland in den vergangenen Jahren - und bei Umweltschützern umstritten. Bei der Einweihung am Freitag sagte Russlands Regierungschef Wladimir Putin: "Ohne zu übertreiben, heute ist ein historisches Ereignis." Der Damm in der der Mündung der Newa sei ein "grandioses Bauwerk" von "technischer Schönheit", schwärmte der Regierungschef, der selbst aus St. Petersburg stammt.
Der Komplex besteht laut der russischen Nachtrichtenagentur RIA Novosti aus elf Dämmen aus Stein und Erde und besitzt zwei große Öffnungen für Schiffe und sechs Schleusen, die bei Bedarf geschlossen werden können. Der Deich vervollständigt zudem den Autobahnring von St. Petersburg und verbindet über die Insel Kotlin und über Kronstadt den linken und rechten Teil der Metropole. Rund 30 Wasserfiltersysteme wurden rund um den Damm installiert, die den Golf von Finnland vor Verschmutzung bewahren sollen.
Der riesige Damm, der schon im Jahr vor seiner kompletten Fertigstellung in Betrieb genommen wurde, schützt die von Kanälen durchzogene frühere Hauptstadt vor Überschwemmungen - einer Gefahr, mit der sie seit ihrer Gründung durch Peter den Großen 1703 leben musste. Der Bau war bereits 1979 begonnen worden, wurde in den neunziger Jahren jedoch aufgrund von Geldmangel und aus Umweltschutzgründen unterbrochen und erst 2006 wieder fortgesetzt. Die Gesamtkosten des Damms betragen nach Angaben der Behörden 109 Milliarden Rubel (2,7 Milliarden Euro).
Putin hatte 2005 persönlich die Fortsetzung der Arbeiten in seiner Heimatstadt angeordnet: "Ich erinnere mich gut, wie ich zum ersten Mal hier war. Es war lediglich ein Müllhaufen aus Beton und Metal", sagte er am Freitag. "Ich dachte, es wäre unmöglich, dies instand zu setzen."
Zu den Überschwemmungen kommt es, wenn der Westwind das Wasser der Ostsee in den Golf von Finnland drückt. So wird ein Abfließen der Newa verhindert, die dann in der Stadt über die Ufer tritt. Im Schnitt passierte dies bisher alle zwei Jahre; Experten meinen jedoch, dass dies in den vergangenen Jahren häufiger geschah und kostspieliger wurde. Ein Anstieg um vier Meter kostet laut Regierungsstatistik jeweils rund 150 Milliarden Rubel (3,6 Milliarden Euro) und bedroht die Unesco-geschützte Altstadt mit der Eremitage und dem Winterpalast. Der neue Wall ist für einen Anstieg des Wassers um bis zu fünf Meter ausgelegt.
Den gigantischen Bau sehen Umweltschützer jedoch kritisch: "Der Deich, die Abwässer, die die Newa in die See trägt, sowie der Bau zahlreicher künstlicher Halbinseln belasten das ökologische Gleichgewicht des Meerbusens enorm", sagte der Petersburger Greenpeace-Vorsitzende Dmitri Artamanow laut Tagblatt.de .